VW-Tochter bleibt ein Faß ohne Boden:

Bei TA klafft ein 350-Millionen-Loch

24.05.1985

NÜRNBERG (CW) - Noch mal kräftig zugelangt hat die Nürnberger Triumph Adler AG für Büro und Informationstechnik (Nürnberg) im Geschäftsjahr 1984. Nach der jetzt vorgelegten Bilanz wurde die leidgeprüfte Muttergesellschaft VW erneut und kräftiger denn je zur Kasse (...)ten.

In der Gewinn- und Verlustrechnung des Büromaschinenherstellers klaffte ein Loch von fast 350 Millionen Mark, das von den Wolfsburgern gestopft wurde. Das entspricht fast dem Rohertrag, den die Nürnberger 1984 erwirtschafteten.

Die Finanzspritzen haben damit im vergangenen Jahr den von VW ursprünglich auf 600 Millionen Mark angelegten "Sanierungsrahmen" um 150 Millionen Mark gesprengt. Verständlich, daß Vorstandschef Peter Niedner, der zu einer eher optimistischen Lagebeurteilung neigte, mit Ablauf der TA-Hauptversammlung Mitte vergangenen Jahres seinen Hut nehmen mußte. Zur Klärung der Frage, wie es zur katastrophalen Entwicklung des Jahres 1984 kam, trägt der Geschäftsbericht wenig bei. Hieß es im Bericht des Vorjahres noch, "zum Ende des laufenden Jahres wird die Unternehmensgruppe die Phase der wirtschaftlichen Konsolidierung abgeschlossen haben", ist nun von außerordentlichen Belastungen die Rede, die ein Erreichen der Ertragsziele verhindert hätten.

"Ungeachtet der beachtlichen Markterfolge - die Umsatzerlöse der AG stiegen 1984 um neun Prozent auf 895 (823) Millionen Mark - seien die wirtschaftlichen Ziele nur in Teilbereichen erreicht worden. Die Ursachen macht der neue Vorstand unter dem früheren VW-Manager Wolfram Nadebusch in "Ergebniseinbußen im Computergeschäft und hohen Aufwendungen zur Strukturverbesserung dieses Geschäftsbereiches" aus. Die Entwicklung des Computergeschäfts habe eine Überprüfung und forcierte Neuausrichtung der Vertriebsstrukturen im In- und Ausland erforderlich gemacht. Deren Umsetzung im Berichtsjahr sei "schmerzhaft" und mit hohen Ergebnisbelastungen verbunden gewesen.

Den tiefsten Einschnitt für die Zukunft dürfte dabei die endgültige Trennung von den umsatzstarken aber glücklosen US-Aktivitäten der Nürnberger gebracht haben. Die erst im Vorjahr gegründete Triumph-Adler North America Inc, die immerhin 50 Prozent der Gruppenumsätze von 1983 noch rund zwei Milliarden Mark beisteuerte, wurde an (...) Volkswagenwerk AG verkauft und in den US-Teilkonzernu der Mutter eingegliedert. Wie es um die internationale Marktposition von Triumph Adler steht bleibt offen. Erstmals nämlich verzichtet der Geschäftsbericht - wohl wegen der Ausgliederung des Amerika-Geschäfts - auf die Nennung des Gruppenumsatzes.

Weitere Hindernisse auf dem Weg zu schwarzen Zahlen: Der Streik in der Metallindustrie (mit Produktionsausfällen und -verzögerungen), Vorleistungen für die Markteinführung neuer Produkte und die von "außerordentlich hohen Preissteigerungen" gefolgte Verknappung elektronischer Bauelemente.