In Italien bahnt sich nationale Telecom-Lösung an:

Bei Stet hat Benedetti-Clan die Nase vorn

08.04.1988

ROM (CW) - Für die europäischen Konzerne Siemens, Aicatel und Ericsson stehen die Chancen schlecht, sich massiv auf dem italie. nischen Telekommunikationsmarkt zu etablieren. Denn die Verhandlungen der staatlichen Holding IRI-Stet mit dem amerikanischen Branchenriesen AT&T, der einen Konnex zur Olivetti-Gruppe vorweisen kann, sind bereits in einem "fortgeschrittenen Stadium" angelangt.

Seit im vergangenen Jahr die Fiat-Gruppe aus politischen Gründen die Gespräche ihrer Tochter Telettra mit der Stet abgebrochen hatte, war die nationale Telecom-Holding wieder auf der Suche nach einem Partner gewesen. Siemens, Alcatel und Ericsson sahen eine neue Chance, sich eine dicke Scheibe vom Geschäft auf der Apenninenhalbinsel abzuschneiden. Daraus

scheint nichts zu werden, hat doch Romano Prodi, als Chef des Instituts für industriellen Wiederaufbau (IRl) auch verantwortlich für die Stet, jetzt eingeräumt, die Verhandlungen mit der AT&T Corp. hätten ein "fortgeschrittenes" Stadium erreicht - wenngleich sie noch nicht bis zur Entschlußreife gediehen seien.

Die wichtigste Ursache für das unbefriedigende Abschneiden der PS /2-Linie sehen die Experten in der Liefersituation für Peripherie und Software: Ein Jahr nach der Markteinführung sind wichtige Bestandteile des Systems immer noch nicht im Handel. Besonders gravierend macht sich das bei der Systemsoftware bemerkbar - die vollständige Ausgabe des Betriebssystems OS/2 läßt weiter auf sich warten. Die besondere Lizenzproblematik des Mikrokanals bringt es mit sich, daß auch potentielle Hersteller von Add-ons eher zögernd zu Werke gehen.

Zwar erhielt die IBM-Produktlinie von den Anwendern gute Noten in puncto Zuverlässigkeit, aber das Fehlen von Erweiterungskarten stellte beschaffungswillige DV-Manager zuweilen vor Probleme. So benötigte die amerikanische Great Western Bank Monate für Suche und Tests, bis sie sich für den Kauf des AT-Nachfolgers PS/2 Modell 50 entschied. Sie konnte sich jedoch bis heute nicht dazu entschließen, den IBM-Rechner als einzigen internen Standard einzuführen.

Auch der Mikrokanal stößt nicht unbedingt auf reine Gegenliebe. Kritiker bemängeln vor allem, daß er zu dem von IBM selbst geschaffenen Industriestandard nicht mehr kompatibel ist.

Auch wenn sie anerkennen, daß er in einigen Bereichen eine bessere Leistung bringt, stoßen sich DV-Verantwortliche an der Umstellung der Standards. Ähnliches gilt für die Einführung der 31/2-Zoll-Diskette.