US-Luftfahrtgesellschaft legt OSI-Entwurf vor

Bei American Airlines-gerät SNA ins Abseits

29.03.1991

FORT WORTH (CW) - American Airlines (AA) macht in Sachen OSI jetzt Nägel mit Köpfen. Die Luftfahrtgesellschaft hat Pläne vorgelegt, wonach sie sich von der hierarchischen SNA-Struktur lösen und ihr Sabre-Netz sukzessive in ein auf OSI basierendes Netzwerk umwandeln will. Erster Schritt: Sabre und ein SNA-Netz werden in ein X.25- Backbone migriert.

Schon seit geraumer Zeit arbeitet der weltweit größte Airliner an der Realisierung des Projektes. Zusammen mit anderen amerikanischen Luftfahrt-Carriern hat sich AA in der Architectural Strategy Workgroup organisiert und das Aeronautical OSI Protocol (Aosip) in Anlehnung an Gosip entwickelt. Der Entwurf soll die Bedürfnisse eines freien Networking speziell für diese Branche definieren und dem Edifact-Board in Kürze zur Verabschiedung vorgelegt werden.

Hinter der Absicht, auf OSI umzustellen, verbergen sich bei AA mehrere Ziele: Das Unternehmen möchte dem herkömmlichen Store-and-forward Networking den Rücken kehren Grund: Die Batch-Verarbeitung läßt keine schnellen Antwortzeiten zu, die gerade bei Reservierungen besonders wichtig sind.

Ebenso paßt die Master-Slave-Hierarchie von SNA nicht mehr ins OSI-Konzept der Texaner. Ein offenes Netz erfordert laut Max Hopper, Senior Vice-President für IS bei AA, gleichberechtigte Rechner, die alle aufeinander zugreifen können. "Jeder Computer", so der Verantwortliche, "muß in einer Peer-to-Peer-Umgebung Daten versenden, erhalten und abfragen können." Dieses Prinzip ist nach Ansicht der Planer mit dem SNA-Computing nicht vereinbar, wo die CPU immer als Master der angeschlossen Terminals auftritt.

Die IS-Manager der Fluggesellschaft haben deshalb Pläne ausgearbeitet, um die Struktur des proprietären Betriebssystems TPF von Big Blue, unter dem Sabre läuft, aufzubrechen. Nach und nach sollen viele der Sabre-Funktionen von den acht IBM-Mainframes - sie sind als 24 Hosts konfiguriert - auf Rechner mit anderen Betriebssystemen verteilt werden. Kritik üben die AA-Experten in diesem Zusammenhang auch an den Datenbank-Optionen von TPF. Für Anwendungen wie Preisabfragen, die relationale Datenbanken erfordern, sei das System ungeeignet.

Das Peer-to-Peer-Protokoll LU6.2 von IBM, das AA zur Verbindung von Rechnern mit unterschiedliche Applikationen fährt, wird nach Angaben von James Juracek, Vice-President Systems Engineering der Sabre Computer Services, ebenfalls durch ein OSI-Program-to-Program-Protokoll ersetzt. Die Applikation wird darüber hinaus ein Common Interface beinhalten, das alle Kommunikationsprotokolle automatisch unterstützt.

Eine solche Schnittstelle hält AA vor allem die Option offen, herstellerunabhängig Rechner in das Netz zu integrieren. Damit, so Juracek, sei auch der Weg für Unix frei und außerdem die Voraussetzung für die wesentliche Prämisse eines offenen Netzes erfüllt, nämlich Verbindungen zwischen den Rechnern und Systemen aller Luftfahrtgesellschaften zu realisieren.

Mit der Installation eines X.25-Backbone hat der Airliner nun begonnen, Sabre und ein internes SNA-Netz in ein offenes Netzwerk umzuwandeln. Die Würfel sind zugunsten von X.25 gefallen, weil es sich dabei schon um einen OSI-Standard handelt und das Produktangebot für Vermittlungstechnik am größten ist. Das Protokoll war der kleinste gemeinsame Nenner, der zur Koordination des Projektes mit den anderen Carriern gefunden wurde.