Bei Alcatel-Lucent rollen Köpfe

29.07.2008
Angesichts tiefroter Zahlen treten die Architekten der Fusion von Alcatel und Lucent, Serge Tchuruk und Patricia Russo, zurück.

Mit den Quartalsergebnissen - wie nicht anders erwartet, schrieb Alcatel-Lucent zum sechsten Mal in Folge rote Zahlen - verkündete die Konzernzentrale des französisch-amerikanischen TK-Ausrüsters auch zwei Personalien: Konzernchefin Patricia Russo wird spätestens zum Jahresende ihren Posten als CEO räumen. Der ehemalige Alcatel-Boss und jetzige Aufsichtsratchef Serge Tchuruk verlässt das Unternehmen zum 1. Oktober. Etwaige Nachfolger stehen noch nicht fest. Ferner soll der Aufsichtsrat des Unternehmens umgebaut und verkleinert werden.

Angeblich erfolgreicher Merger

Offiziell treten die beiden Manager zurück, weil die Merger-Phase abgeschlossen und es nun Zeit sei, dass Alcatel-Lucent eine Führungspersönlichkeit aus den eigenen Reihen hervorbringe, unabhängig von den ehemaligen Fusionspartnern, so Tchuruk in einer Verlautbarung des Konzerns. Und die scheidende CEO Russo wird gar mit den Worten zitiert, "dass sie sehr zufrieden mit den Fortschritten der Fusion ist und ihre Strategie nun greift, was sich auch in den guten Ergebnissen aus dem operativen Geschäft zeigt".

Analysten und Branchenkenner werten die wachsweichen Statements aus Paris denn auch eher als Eingeständnis dafür, dass die transatlantische Hochzeit ein Fehler war. Eine Ansicht, die auch die Börse teilte. Kurz nach Bekanntgabe der Rücktritte kletterte die Aktie um fünf Prozent nach oben.

Die im Dezember 2006 offiziell geschlossene französisch-amerikanische Ehe stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Statt dem Platzhirsch Cisco auf den Wachstumsmärkten der Zukunft Konkurrenz zu machen, kämpfte der neue Großkonzern mit internen Problemen.

Rote Zahlen

Während Cisco-Boss John Chambers mit Rekordergebnissen glänzte, schrieben die Franzosen unter Führung der Amerikanerin Russo rote Zahlen. So fiel im zweiten Quartal 2008 der Umsatz im Jahresvergleich um 5,2 Prozent auf rund 4,1 Milliarden Euro. Der bereinigte Verlust sank auf 222 Millionen Euro. Allerdings belasten Abschreibungen wie etwa das schwächelnde CDMA-Mobilfunkgeschäft in den USA das Ergebnis, so dass der Verlust insgesamt über 1,1 Milliarden Euro beträgt.

(hi)