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Bearingpoints Finanzchef muss nach nur fünf Monaten gehen

25.05.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Gerade mal fünf Monate Zeit ließ man Joseph Corbett, zuletzt Finanzchef des IT-Beratungs- und Dienstleistungskonzerns Bearingpoint, um dessen Buchhaltungschaos in Ordnung zu bringen. Nun hat er das Unternehmen "in gegenseitigem Einverständnis" verlassen. Nach Einschätzung von "Computerwire" ist aber klar, das der kürzlich eingesetzte neue CEO (Chief Executive Officer) Harry You - zuvor Finanzchef von Oracle - sich seinen eigenen CFO (Chief Financial Officer) aussuchen wollte.

You übernimmt die Aufgaben Corbetts vorerst einmal selbst. Auf einer Analystenkonferenz von UBS erklärte er nur wenige Minuten nach Bekanntgabe des Corbett-Abgangs, Bearingpoint suche bereits seit April nach einem neuen Finanzchef. Und der soll dann offenbar länger im Amt bleiben. In den vergangenen fünf Jahren habe es ebenso viele CFOs gegeben, und das sei "zu viel Durcheinander auf dieser Position", so You.

Den Corbett-Nachfolger erwartet gewiss keine angenehme Aufgabe. Bearingpoint überprüft gerade all seine 9000 Verträge, um sicher zu stellen, dass alle Einnahmen ordentlich verbucht wurden. Im vergangenen November hatte das Unternehmen mitgeteilt, es habe einen Bilanzierungsfehler gemacht und 92,9 Millionen Dollar aus Versehen als offene Posten anstatt unverbuchten Umsatz gebucht. Zwar blieb dies ohne Auswirkungen auf die Cash-Bilanz und Gewinn-Verlustrechnung, zeigte aber trotzdem Schwächen in den finanziellen Kontrollen auf, die für einen Beratungsriesen nicht akzeptabel sind.

Im März dieses Jahres setzte Bearingpoint dann noch eins drauf, als es die Abgabe seines Jahresberichtes bei der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) verschieben musste. Die Zahlen für die ersten drei Quartale 2004 mussten revidiert werden, außerdem gestand das Unternehmen mangelnde Kontrollen bezüglich Sarbanes-Oxley-Compliance ein. (tc)