Bea Systems sucht Wachstumspfade

04.10.2005
Die Nähe zur Open-Source-Gemeinde und eine SOA-Strategie sollen das Lizenzgeschäft ankurbeln.

Optimismus möchte derzeit der Java-Spezialist Bea Systems verbreiten. Nach einem leichten Umsatzplus im zweiten Quartal (Ende: 31.Juli 2005), höheren Nettoerlösen sowie erstmals wieder (gering) gestiegenen Lizenzeinnahmen scheint das Geschäft wieder anzulaufen. So warb Chief Excutive Officer (CEO) Alfred Chuang auf der Kundenveranstaltung Beaworld in San Diego, dass man sich auf Wachstumskurs befinde und dafür "alles Erdenkliche" mache. Erfolg verspricht sich das Unternehmen vor allem von der im Frühjahr präsentierten Produktlinie "Aqualogic" für den Aufbau Service-orientierter Architekturen (SOAs). Mit ihr möchte Bea sich zum Marktführer für plattformübergreifende Infrastrukturlösungen aufschwingen, wie es früher mit dem Java-Applikations-Server "Weblogic" und dessen Erweiterungen gelungen war.

Angesichts sinkender Margen und eines schleppenden Absatzes von Java-Servern, Portalen und Integrationssoftware, der auch durch den Erfolg von Open-Source-Alternativen verursacht wird, muss sich Bea indes beeilen, seine SOA-Strategie in klingende Münze umzusetzen. Hier jedoch sehen Analysten das Problem: "Bea braucht Zeit, um mit den neuen Produkten Umsatz zu machen", sagte Dana Gardner von Interarbor Solutions. Daher bleibt für die Java-Schmiede weiterhin nicht nur Weblogic die wichtigste Einnahmequelle, sondern vor allem auch das älteste Produkt im Portfolio: der Transaktionsmonitor "Tuxedo".

Mehr Features und Leistung

Zwar nahm Chuang für sich in Anspruch, als erster Anbieter seine SOA-Vision auch umgesetzt zu haben. Die Ankündigungen betrafen indes in erster Linie das bisherige Java-Geschäft. Themen waren die kürzlich gemeldete Übernahme des Portalanbieters Plumtree, dessen Technik Beas eigenes Portal-Framework funktional erweitern soll, sowie die Hochleistungsvariante "Weblogic Real Time Edition". Letztere kombiniert Beas Java Virtual Machine "Jrockit" mit dem Java-Server und soll eine bessere Speicherverwaltung ermöglichen. Ferner soll Jrockit künftig neben der Intel-Plattform auch auf den Prozessorarchitekturen "Sparc Solaris" und "Power AIX" laufen können.

Teil der Produktstrategie ist mittlerweile die Kooperation mit der Open-Source-Gemeinde. Schon heute würden rund 70 Prozent aller Kunden Open Source einsetzen, erklärte Chuang. Sein Unternehmen habe auf diese Entwicklung mit der Strategie "Blended Source" reagiert, die eine Kombination von offener und herstellereigener Technik ermöglichen soll. Ziel ist, über die Unterstützung quelloffener Produkte das eigene angeblich umfassendere Portfolio rund um Weblogic an den Kunden zu bringen und zu warten. Vor allem die Integration von Frameworks steht dabei im Mittelpunkt. Jüngstes Beispiel ist die Zertifizierung des J2EE-Frameworks "Spring", für das Bea künftig einen 7x24-Stunden-Support anbieten wird. Ferner könnten Kunden künftig über die Management-Konsole von Weblogic auch die Open-Source-Server "Tomcat" und "Apache Geronimo" verwalten.

Weiter kündigte Bea den Kauf des Softwarehauses M7 an. Das in Privatbesitz befindliche Unternehmen bietet mit "Nitrox" Entwicklungswerkzeuge für Java-basierende Web-Anwendungen. Sie setzen auf dem quelloffenen Eclipse-Framework auf und verfügen über umfangreiche Funktionen für Debugging und Design unter Nutzung von quelloffenen Komponenten wie "Hibernate" und "Struts". Unterstützt werden ferner die "Java Server Faces" und "Java Server Pages".

Workshop wird erweitert

Der Zukauf für eine nicht genannte Summe soll Beas Java-Entwicklungsumgebung "Weblogic Workshop" erweitern. Ob dies bereits mit der zum Frühjahr 2006 angekündigten Workshop-Version 9.02 geschieht, ist allerdings noch offen. Das künftig als "Workshop for Java" vermarktete Produkt wird laut Bea ebenfalls auf dem Eclipse-Framework 3.1 basieren und neben J2SE 5.0 auch Struts, Java Server Faces und die "Eclipse Web Tools Platform" unterstützen. Ebenso ist Support für Web-Services-Spezifikationen wie "WS-Reliability" und "WS-Security" vorgesehen, wie auch für die Entwicklung von Java-Web-Services mit Hilfe von Annotations. (as) u