Banque Nationale de Paris:

Bank-Automaten für Bargeld rund um die Uhr

16.01.1976

Während in Frankreich, Belgien und der Schweiz bereits mehr als 1200 automatische Banken-Terminals mit Ein- und Auszahlungs-Funktionen

sowie für Kontoabfragen installiert sind, ist der "Unpersönliche Schalterdienst", der mit eben diesem Argument in Deutschland kritisiert wird, hierzulande noch auf Ausnahmefälle beschränkt. Häufig wird von Sprechern aus dem deutschen Bankgewerbe auch der Einwand gebracht, daß Bank-Automaten nicht sicher seien. Und schließlich wird die Notwendigkeit des 24-Stunden-Service überhaupt bestritten: "Wer will schon nachts um 2.00 Uhr Bargeld abheben?"

PARIS - Für die renommierte Banque Nationale de Paris ist das Problem gelöst: In diesem Geldinstitut, wird bereits "rund um die Uhr" mit automatischen Bankschaltern T 24 der Firma Transac gearbeitet. Transac gehört zur CGE-Gruppe, die als französische "Siemens" bezeichnet werden kann.

Kernstück des Transac-Terminalsystems ist ein Minicomputer, der mit unterschiedlichen Hauptspeicher-Kapazitäten zu haben ist - je nachdem, welche Betriebsart gewählt wird: Offline-Betrieb erfordert 4 K Bytes, Offline-Betrieb 16 K Bytes. Zur Grundausstattung gehört ein Diskettenlaufwerk; die Floppy Disk nimmt 250000 Zeichen auf was zur Speicherung des Kontostands und zugehöriger Daten für 2000 Kunden ausreicht.

Sicherer als der Mensch

Ein Sprecher der Bank nennt die Vorteile des modularen Systems T 24:

"Der automatische Schalter ist in gewisser Weise sogar sicherer als ein von bedienter weil er nicht bedroht' werden kann." Darüber hinaus sichere der Rechner den Schalter gegen betrügerische Manipulationen des Kontoinhabers und gegen unberechtigte Benutzung der Kontokarte durch unehrliche Finder. Denn das Sicherheitssystem des Transac-Terminals arbeitet in drei Stufen: Als "Schlüssel" für die Schalteranlage dient eine Magnetkarte von der Größe einer Scheckkarte. Erst wenn sie eingegeben wurde, öffnet sich eine Klappe, die weitere Bedienungstasten freigibt. Bereits hier wird geprüft, ob die Karte gültig ist. Als nächstes checkt der Rechner, weicher Betrag auf dem Konto geführt wird - nur so viel kann ausgezahlt werden. Wegen sofortiger Salden-Änderung bei Online-Betrieb kann auch der Versuch, mehrmals an verschiedenen Stellen Geld abzuheben, vereitelt werden.

Keine Chance für Betrüger

Die dritte Sicherheitsstufe schließlich ist die Eingabe des Ident-Codes. Versucht ein unehrlicher Finder einer, Kreditkarte, diesen Code auszuprobieren, wird die Karte nach einer, bestimmten Anzahl vergeblicher Versuche vom Gerät einbehalten.

Bei der Banque Nationale de Paris werden die Transac-Automaten aber auch offline eingesetzt. Dabei werden die für das Sicherheitssystem notwendigen Informationen auf Floppy Disks gespeichert. Bei der Online-Lösung hingegen wird die Verbindung zum Zentralrechner entweder direkt oder über eine Mehrfach-Steuereinheit hergestellt. In der Praxis hat sich auch die gemischte Betriebsart bewährt, die ein Funktionieren des automatischen Bankschalters auch bei Ausfall der Leitungswege zum Zentralrechner gewährleistet. Der Konzentrator einer Filiale kann ein oder zwei Terminaleinheiten steuern, die bis zu 400 Meter, voneinander entfernt installiert sein dürfen.

Die organisatorischen Gründe, die zur Entscheidung der Pariser Großbank für den "totalen Bank-Service" führten, waren im wesentlichen: der verkaufsfördernde Effekt des 24-Stunden-Dienstes, die Entlastung des qualifizierten Bankpersonals von Routinearbeiten, Abbau der Spitzenbelastungen am Ultimo, die Sofortverarbeitung der Kontenbewegungen im Online-Betrieb.

Vom Standpunkt des Bankkunden ist sicher der persönliche Ident-Code "Knüller" des automatischen Bankschalters, denn das Eurocheque-Verfahren ist bekanntlich nur sicher, wenn die Scheckkarte separat von den Schecks aufbewahrt wird, während man den Sicherheits-Code "im Kopf" behalten - aber auch vergessen - kann.