Invensys setzt auf vertikale Integration aus einer Hand

"Baan ist fundamental für das Invensys-Wachstum"

03.05.2002
MÜNCHEN (mo) - Mit einem gesamtheitlichen Ansatz will sich die Software- und Service-Division von Invensys von traditionellen ERP-Anbietern unterscheiden. Im CW-Interview beschreiben Leo Quinn, COO der Invensys Production Management Division, und Laurens van der Tang, President Baan, wie sie künftig ein zweistelliges Wachstum erzielen wollen.

CW: Vor der Umstrukturierung von Invensys vor einigen Wochen hieß die Production Management Division noch Invensys Software Systems. Hat sich außer dem Namen überhaupt etwas geändert?

QUINN: Nicht viel. Zum Beispiel haben wir den Prozessautomatisierungshersteller Eurotherm hinzubekommen. Außerdem gehört nun APV Baker zu uns - eine Erweiterung unseres bestehenden APV-Geschäfts. Aber die Masse des Geschäfts ist gleich geblieben. Hierzu zählt insbesondere Baan. Es sind in der Öffentlichkeit Zweifel aufgekommen, ob Baan Teil der Gruppe bleiben wird, was mit Foxboro passieren wird und Ähnliches. Um das klarzustellen: Diese Unternehmen sind fundamentaler Bestandteil für die künftige Wachstumsstrategie von Invensys und sollen stark zur Profitabilität beitragen.

CW: Welches Umsatzwachstum erwarten Sie?

QUINN: Unsere Division erzielt zurzeit einen Umsatz von 2,4 Milliarden Dollar. Wir wollen mittelfristig im zweistelligen Prozentbereich wachsen. Zurzeit haben wir aber, wie alle IT-Unternehmen, mit den schweren Marktbedingungen zu kämpfen. Trotzdem glauben wir, mittelfristig unsere Ziele erreichen zu können.

CW: Wie wollen Sie sich von anderen Anbietern von Unternehmenssoftware abgrenzen?

QUINN: Zum einen verfügen wir produktseitig über erhebliche Erweiterungen zu unserem Kern-ERP-Angebot, vor allem in den Bereichen Supply-Chain-Management, Customer-Relationship-Management und Product-Lifecycle-Management. Aber unsere Kunden wollen noch mehr. Sie möchten, dass wir ihnen auch bei der Implementierung und dem Betrieb der Software helfen.

VAN DER TANG: Um eine tiefe Integration leisten zu können, konzentrieren wir uns auf den Bereich Produktion - das können wir besser als jeder andere. Unsere Architektur erlaubt es uns, verschiedene Komponenten aus dem Invensys-Portfolio leicht zusammenzubringen und daraus eine Gesamtlösung zu erstellen - und zwar individuell angepasst an die Anforderungen eines einzelnen Industrieunternehmens. Als verbindendes Element benutzen wir unser Integrationstechnik-Framework iBaan Openworld. Nicht zuletzt können wir auch völlig andere Komponenten, zum Beispiel Legacy- oder SAP-Systeme des Anwenders, einbeziehen. Mit diesem Konzept verabschieden wir uns von dem monolithischen Ansatz, den Anbieter wie SAP oder Oracle verfolgen.

CW: Auf welche Branchen werden Sie sich konzentrieren?

QUINN: Der wichtigste Bereich ist die Fertigungsindustrie. Zwei weitere wichtige Zielbranchen für die Division sind Öl und Gas sowie Lebensmittel und Getränke. Sie sehen, wir decken damit diskrete, hybride und Prozessfertigung ab. Einige unserer Produktbereiche sind dabei spezialisiert, wie Wonderware für die diskrete Fertigung oder Foxboro für hybride Fertigung. Das verbindende Element ist Baan. Diese Software sitzt über allem und kann die verschiedenen Lösungen integrieren.

CW: Was ist Ihr Ziel in der Zukunft: Wie viel Marktanteil wollen Sie erringen?

VAN DER TANG: Wir wollen einer der führenden Anbieter für die Fertigungsindustrie werden. Je nach Branche rangieren wir zurzeit typischerweise auf Platz drei oder vier. Unser Ziel ist Platz eins oder zwei in unseren Zielmärkten.