Ziel ist der angestellte Unternehmer

Autoritärer Führungsstil paßt nicht zum mündigen DV-Profi

14.02.1992

BONN (hp) - Die meisten Projekte scheitern nicht an technischen Problemen, sondern an menschlichen Unzulänglichkeiten. Ein zusammengeschweißtes Team ist also die wichtigste Voraussetzung für das Gelingen eines DV-Vorhabens. Aber wie kommt eine solche Projekt. Gruppe zustande? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Bonner Tagung "Personalentwicklung als Bestandteil von Team-Management in der DV", die vom Institute for International Research veranstaltet wurde.

Mitarbeiter mit Einzelkämpfermentalität haben in der DV das Nachsehen, denn die Aufgabenfelder werden so komplex, daß sie einer allem nicht bearbeiten kann. Hinzu kommt, daß die Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen ein wichtiges Kriterium für das Gelingen eines Projekts darstellt. Aber gerade in der Zusammenarbeit zeigen sich die größten Probleme. "Im zwischenmenschlichen Bereich wird viel Energie in Reibungswärme verwandelt", meint Peter Molzberger, Professor der Fakultät für Informatik an der Universität der Bundeswehr in München.

Sein Ziel ist ein synergetisches Team, bei dein hochmotivierte Mitarbeiter kreativ zusammenarbeiten, sich gegenseitig unterstützen und Neues ausprobieren. Voraussetzung hierfür sei gegenseitigem Vertrauen, dann nämlich bestehe die Möglichkeit, daß "die ach so inkompetenten, uneinsichtigen, arbeitsscheuen und hinterlistigen Mitarbeiter, Vorgesetzten und Kunden- sich plötzlich als ganz anders entpuppen". Kochrezepte, wie dieses Ziel zu erreichen sei, gebe es allerdings nicht. Der alte hierarchische Führungsstil und damit verbunden das Bild des unmündigen Mitarbeiters müßten aber auf jeden Fall abgelegt werden.

Auch die anderen Referenten der Tagung hatten keine Patentrezepte für die Bildung des Idealteams parat, zeigten vielmehr Lösungsansätze auf. Die Fellbacher Herion-Werke KG beispielsweise will das Unternehmensziel möglichst eng an das Mitarbeiterziel koppeln. Dazu hat sie neben dem Linien-Management gleichwertig als Parallelorganisation ein Projekt-Management gestellt, in dem die Mitarbeiter ihre Zielvorgaben teilweise in Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung selbst entwickeln. "Ziel ist der mündige Mitarbeiter oder angestellte Unternehmer", erklärt Franz Müller, Bereichsleiter Organisation.

Inzwischen existieren 18 Teams mit sechs bis acht Mitarbeitern, die sich unter anderem uni Personalentwicklung, Akquisition, Auftragsabwicklung, Konstruktionsentwicklung und Kundenweiterbildung beschäftigen, wobei die Projektmitarbeiter aus unterschiedlichen Fachabteilungen und Hierarchiestufen stammen.

Im Team selbst sind alle Mitarbeiter gleichberechtigt und nur der Geschäftsleitung verantwortlich. Die Teammitglieder sind gleichzeitig noch an ihrem Arbeitsplatz in der Linienorganisation tätig, um den Anschluß an das Alltagsgeschehen nicht zu verlieren. Momentan entfallen durchschnittlich fünf Prozent der gesamten Arbeitszeit auf die Projekte.

Anfänglich gab es für die Aktiven im Projekt finanzielle Vergünstigungen. Davon kam das Unternehmen ab, vor allem deshalb, weil sich die kreative Arbeit im Projekt schlecht bewerten läßt. "Es finden sich genügend Projektmitarbeiter. Durch ihre abteilungsübergreifende Beschäftigung mit Unternehmenslösungen bieten sich ihnen gute Aufstiegsmöglichkeiten", begründet Müller.