"Katastrophe für die Literaturlandschaft"

Autoren kritisieren Bezahlung pro Seite bei Amazon

07.07.2015
Die Idee von Amazon, bei seinen digitalen Bücher-Flatrates die Vergütung der Urheber von der Zahl gelesener Seiten abhängig zu machen, ist auf Kritik bei Autoren in Deutschland gestoßen.

"Dies ist ein kontrollierender Eingriff in den intimen Dialog des Lesers mit dem Buch und das damit verbundene Verhältnis zum Autor", erklärte die Vorsitzende des Verbandes deutscher Schriftsteller in der Gewerkschaft Verdi, Eva Leipprand, am Montag.

Amazon stellte zum Monatsanfang das Verfahren für Tantiemen-Zahlungen im Abo-Angebot Kindle Unlimited und der Kindle-Leihbücherei um. Sie orientieren sich nicht mehr an der Zahl der Ausleihen eines Titels, sondern daran, wie viele Seiten dabei tatsächlich gelesen wurden. Autoren hätten um diese Änderung gebeten, erklärt der Konzern.

Beim Schriftstellerverband seien sich Bundesvorstand und Landesvorsitzende einig, "dass dieses System bei einer weiteren Verbreitung eine Katastrophe für die Literaturlandschaft bedeute", hieß es. Autoren könnten sich genötigt sehen, die Leser "kontinuierlich im "Cliffhängerstil" von einer Seite zur nächsten zu treiben".

Die Größe des Fonds, aus dem sich die Zahlungen speisen, werde auf monatlicher Basis berechnet, erklärte Amazon. So solle es Mitte Juli den Wert für den Juni geben. In Medienberichten hatte es vor wenigen Tagen geheißen, dass aktuell Stand rund 0,6 US-Cent pro Seite ausgeschüttet würden. Auf 1,9 Milliarden gelesene Seiten im Juni käme eine Summe von mindestens elf Millionen Dollar, schrieb etwa die Zeitung "Guardian". (dpa/mb)