Gefragt sind aktuelles DV-Know-how und geistige Flexibilität

Automobilindustrie sucht verstärkt CAD/CAM-Profis

12.09.1997

Die deutsche Industrie hat Hochkonjunktur. Die Kapazitäten sind ausgelastet wie seit Jahren nicht mehr. Das gilt insbesondere für die Automobilbranche. Audi, BMW und Daimler-Benz steigerten im ersten Halbjahr ihren Absatz in den USA um etwa 30 Prozent. Weitere Erfolge peilen die Unternehmen in den Zukunftsmärkten Osteuropas, Südamerikas und Asiens an. Auch in Deutschland sind diese Marken erfolgreich, und die Vertriebsabteilungen rechnen mit einem deutlichen Plus bei den Neuzulassungen.

Diese Erfolge beeinflussen die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt jedoch kaum. Das zeigt auch die Auswertung von Stellenanzeigen in 40 deutschen Zeitungen inklusive der COMPUTERWOCHE. So veröffentlichte die Kfz-Industrie von Januar bis Juli zwar 17 Prozent mehr Stellenangebote für Fach- und Führungskräfte als im Vorjahreszeitraum. Die Offertenzahl für kaufmännische und gewerbliche Berufe in weisungsgebundenen Positionen sank demgegenüber aber um elf Prozent. Damit werden die Rationalisierungserfolge in der Branche deutlich.

Im Konstruktionsbereich schreitet die Automatisierung offensichtlich besonders schnell voran, wie aus den Stellenmarktauswertungen hervorgeht. Von der Hälfte der gesuchten Konstrukteure wurden fundierte beziehungsweise spezielle CAD/CAM-Kenntnisse ausdrücklich vorausgesetzt.

Voraussetzung für Aufgaben in der Konstruktion ist in den meisten Fällen ein Abschluß als Maschinenbauer, aber auch Elektroingenieure haben Chancen. Doch mit der ingenieurwissenschaftlichen Qualifikation ist es nicht getan. Da bereits in der Entwicklungsphase die erfolgreiche Vermarktung des Produkts beginnt, muß der Konstrukteur nicht nur die technische, sondern auch die kaufmännische Seite im Auge behalten.

Markus Niggemeier von der Abteilung Personalentwicklung bei Daimler-Benz erklärt dazu: "In den technischen Funktionen ist neben einer fundierten ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung - diese beinhaltet in der Regel auch entsprechendes DV-Know-how - zunehmend auch betriebswirtschaftliches Grundwissen gefordert." Bezüglich marktgerechter Entwicklungen sei die Orientierung an den Kundenbedürfnissen und damit fundierte Marktkenntnis ein "absolutes Muß".

Wie die Stellenmarktauswertungen zeigen, werden für die einschlägigen Positionen fast ausschließlich Akademiker gesucht.

"Bei Hochschulabsolventen setzen wir auf exzellente Studienergebnisse in Verbindung mit einer angemessenen Studiendauer", betont Niggemeier. "Darüber hinaus sind praktische Erfahrungen - vorzugsweise im Ausland - und außeruniversitäres Engagement sehr gute Eignungsvoraussetzungen. Auch im Konstruktionsbereich sind Persönlichkeit, soziale Kompetenz und Lernbereitschaft gefragt. Die Zukunftsperspektiven sind abhängig vom individuellen Entwicklungsweg und der Flexibilität und Mobilität des Mitarbeiters." Wie aus den Adecco/EMC-Anzeigenauswertungen hervorgeht, schaltete die Autoindustrie heuer etwa dreimal so viele Anzeigen für CAD/CAM-Spezialisten wie in den ersten sieben Monaten des vergangenen Jahres.

Neben diesen Mischberufen für den Konstruktionsbereich bietet die Branche auch vermehrt Jobs für "echte" DV-Profis, die in den Org./DV-Abteilungen und in der Softwareproduktion eingesetzt werden. Der Zuwachs lag gegenüber dem vergangenen Jahr bei 25 Prozent. Die Unternehmen suchten hauptsächlich System- und Software-Ingenieure, Software-Entwickler und Kommunikationsspezialisten. Dazu Niggemeier: "Aufgrund der vielfältigen DV-Anwendungsgebiete und der weitreichenden Spezialisierung sind hard- und softwareseitig keine fachlichen Schwerpunktnennungen möglich. Grundsätzlich sollte der akademische Berufseinsteiger aktuelle DV-Kenntnisse auf einem oder mehreren Fachgebieten mitbringen und darüber hinaus die Fähigkeit, sich ständig auf neue Anforderungen einzulassen.