Automatisches Zeichnen-noch unterschätzt

07.11.1975

MÜNCHEN - "In den vergangenen 15 Jahren entstand, eine Fülle von Programmen, die den konstruktiv tätigen Ingenieur im wesentlichen von der mathematischen Routinearbeit befreiten. Dank neuer Hardware wird die kommende Zeit durch den zunehmenden Einsatz elektronisch gesteuerter Zeichengeräte bestimmt, deren Bedeutung in vielen Ingenieurbüros oder Firmen des konstruktiven Ingenieurbaus noch unterschätzt wird." Das erklärte Hans-Joachim Bubenheim, Frankfurt, bei einem Vortrag anläßlich der Systems 75.

Die Geräte-Plotter und Zeichenmaschinen, Digitalisiergeräte und grafischen Bildschirme eignen sich für die Ein- und Ausgabe von Daten. Sie können die mathematische Formulierung eines Problems in die "Sprache" des Ingenieurs, die Zeichnung, übersetzen und umgekehrt. Sie eröffnen außerdem die Möglichkeit, in vielen Fällen auf die manuelle Auswertung von Rechenergebnissen ganz zu verzichten und den Output direkt in Form einer Konstruktionszeichnung zu liefern. Für die Eingabe gibt es nach Bubenheim 3 Möglichkeiten:

1. Datenformblatt oder direkte Eingabe:

Diese Form der Eingabe ist immer noch von Vorteil, wenn, es sich um definierte, mit relativ wenigen Daten zu beschreibende Systeme handelt wie z. B. Durchlaufträger, orthogonale Rahmen oder Trägerroste usw. Voraussetzung ist dabei ein zweckmäßiger Aufbau des Datenformblattes, der letztlich eine "interaktive Bearbeitung ohne Bildschirm gestattet.

2. Digitalisiertisch:

Der Digitalisiertisch eignet sich hervorragend für die Eingabe vorwiegend topologisch orientierter Probleme wie z.B. Rohrleistungsnetze, elektrische Schaltungen usw. Mit einem Griffel können definierte Einzelteile die Zeichnung aus einem vorhanden(..) Katalog durch Berühren der Tischfläche in die, Zeichnung übertragen werden.

3. Interaktiver Bildschirm

Der interaktive Bildschirm mit seiner Möglichkeit, über ein Fadenkreuz, einen Lichtgriffel oder eine Rollkugel beliebige Punkte der Zeichnung direkt ansprechen zu können, ist von Vorteil, wenn auf die Maßstabstreue einer Zeichnung verzichtet werden kann.

In komplizierten Fällen: interaktiv

Der Ausgabe von Konstruktions- und Werkstattzeichnungen ist in der Regel ein Rechnenprogramm vorgeschaltet, das mit dem eingentlichen Zeichenprogramm in unterschiedlicher Form eine Einheit bildet. Liegen den Ingenieurentscheidungen eindeutige und einigermaßen einfache Algorithmen zugrunde, so lassen sich die Zeichnungen relativ leicht vollautomatisch erstellen. Bei kreativer Ingenieurarbeit - so Bubenheim - sind jedoch Entscheidungen erforderlich, die keinem oder einem sehr komplizierten Algorithmus unterliegen und daher im günstigsten Falle mathematisch nur schwer allgemein zu formulieren und in ein EDV-Programm einzubauen sind. Damit daran nicht die gesamte automatische Zeichenerstellung scheitert, soll CAD-Software den Ingenieur weitgehend von Routinearbeit entlasten, ihm eventuell einen ersten Entwurf für ein diffiziles Teilproblem liefern und ihm dann die Möglichkeit geben, seine eigenen Vorstellungen im Dialog mit dem Rechner und der Zeichnung zu ermöglichen. Für diese Fälle eignet sich besonders gut der interaktive Bildschirm. -py