Fachübergreifende Studiengänge für Schlüsselpositionen

Ausbildung zum Veränderungs-Manager

22.06.2001
MÜNCHEN (CW) - Berlins Bestreben, "capital of talents" zu werden, hat weitere Unterstützung erhalten: Das Institute of Electronic Business (IEB) ist an die Hochschule der Künste (HdK) angegliedert und bildet Betriebswirtschaftler, Kommunikationswissenschaftler und Informatiker für alle Bereiche des E-Business aus. Ab September dieses Jahres können die Absolventen dort auch den Executive Master of Business Administration (MBA) erwerben.

Als Wolfgang Hünnekens, Vorstandsvorsitzender des Berliner Institut of Electronic Business (IEB) vor drei Jahren die Idee hatte, ein Institut für E-Business ins Leben zu rufen, rollte gerade die Gründerwelle der New Economy über das Land. Fieberhaft begannen die Unternehmen, nach IT-Fachkräften zu suchen, und so traf Hünnekens in der Wirtschaft auf offene Ohren für sein Projekt, eine Plattform für Postgraduierte zu gründen, um sie an die neuen Technologien heranzuführen.

Dass sich heute für die etwa 50 Plätze am Institut immer noch bis zu 500 Kandidaten bewerben, verdankt der Aufbaustudiengang dem von Hünnekens entworfenen Dialogkonzept. "Wir entwickeln ständig neue Technologien, aber keiner kümmerte sich um den Bereich Kommunikation", stellt der Vorstandsvorsitzende fest. Ziel des Fünf-Semester-Studiengangs ist es deshalb, die Mechanismen des neuen globalen elektronischen Marktes früh zu erforschen und die Auswirkungen auf Management, Marketing und Unternehmensorganisationen zu analysieren. Damit verknüpft das IEB zum einen die Bereiche Wirtschaftswissenschaften, Informatik und Gestaltung, zum anderen verbindet es Theorie und Praxis mittels anwendungsbezogener Forschung.

Ein weiterer Coup gelang Hünnekens mit der Anbindung des Instituts an die HdK und damit die Verflechtung mit einer Hochschule für Wirtschafts- und Gesellschaftskommunikation in Deutschland. Allerdings musste er an diesem Punkt der Architektenkammer Tribut zollen: Der ursprünglich geplante Abschluss "Informationsarchitekt" wurde nicht genehmigt. Statt dessen erhalten die künftigen Führungskräfte den allgemeinen Titel "Diplom-Designer".

Die nächste wichtige Schnittstelle ergab sich in der Zusammenarbeit mit der Schweizer Universität St. Gallen und der University of Santa Clara in Silicon Valley. Mit den beiden Institutionen wird das IEB ab September einen berufsbegleitenden MBA mit Schwerpunkt E-Business anbieten. "Ich wollte keinen klassischen MBA, denn der ist mittlerweile inflationär", meint Hünnekens. Hinzu komme, dass aufgrund des in der IT verursachten Wandels in den Geschäftsprozessen die Veränderungsmaßnahmen nicht nur geplant, sondern auch implementiert werden müssen. So scheitern vielfach Change-Management-Programme an überforderten Mitarbeitern.

Straff organisiertes ProgrammDas MBA will Absolventen gezielt auf solche Transformationsabläufe vorbereiten. Auf dem Lehrplan des künftigen "Veränderungs-Managers" stehen deshalb Themen wie IT-Projekt-Management oder Geschäftsmodelle im Informationszeitalter. Das 100-tägige Präsenzstudium unterteilt sich in einen vierwöchigen Aufenthalt an der University Santa Clara und zwei Monate in St.Gallen. Das straff organisierte Programm hat seinen Preis: Umgerechnet 39 800 Euro muss der Kandidat für den MBA berappen.

Obwohl Hünnekens nach seinem Studium der Rechtswissenschaften und der Tätigkeit als Geschäftsführer der Publicis Werbeagentur an der European School of Management Berlin (EAP) und der Fachhochschule Eberswalde lehrt, möchte er nicht an dem von ihm gegründeten Institut unterrichten. "Meine Idee vom Dialogkonzept müssen andere weitertragen", sagt der 43-Jährige. Schließlich muss er sich um das im März diesen Jahres gegründete Institut in San Francisco kümmern.