Compact Disc Training (CDT) als neue Variante von CBT

Aus- und Weiterbildung: Neue Medien gewinnen an Boden

18.05.1990

MÜNCHEN (CW) - Computerunterstützter Unterricht (CBT) gilt inzwischen als die Alternative zu den herkömmlichen Seminaren in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung. Als neuestes Produkt t in der Reihe der modernen Lernmedien hat die Applied Learning GmbH (AL), Düsseldorf, ihr "Compact Disc Training" (CDT) vorgestellt.

Bundesdeutsche Anwender geben laut einer IDC-Studie 2,1 Milliarden Mark für die DV-Aus- und Weiterbildung aus. Diese Zahl wird sicherlich noch steigen, wenn man in Betracht zieht, wie kurz die Innovationszyklen in den letzten Jahren geworden sind. Das bedeutet, daß die Mitarbeiter in den Unternehmen immer häufiger geschult: werden müssen, um stets auf dem neuesten Stand der Technik zu sein.

In dieser Situation gewinnt der Unterricht mit neuen Medien zunehmend an Bedeutung. Gemeint ist damit in erster Linie der computerunterstützte Unterricht. Viele Unternehmen haben die Vorteile dieses Mediums erkannt und beginnen es verstärkt einzusetzen. So schulte beispielsweise die Allianz ihre Außendienstmitarbeiter mit Hilfe von CBT.

Potential von CBT ist noch nicht ausgeschöpft

Die Deutsche Bank trimmte rund 8000 Kundenberater für das neue Produkt "Lebensversicherung" ebenfalls mit Hilfe von CBT. Bei Amadeus werden die interaktiven Schulungen in erster Linie für die Themenbereiche MVS, TSO/ISPF und. Netzwerke eingesetzt. BMW ist einen Schritt weiter gegangen und hat gleich ein Lernzentrum nur mit CBT-Produkten für die Mitarbeiter eingerichtet - allerdings kann das Zentrum nicht während der Arbeitszeit genutzt werden.

Laut IDC kostet die medienunterstützte Schulung im Durchschnitt nur ein Zehntel dessen, mit dem herkömmliche Seminarschulungen in Gruppen zu Buche schlagen. Als eindeutig positive Effekte werden vor allem genannt:

- selbständiges Lernen,

- Durchführen praktischer Übungen,

- Spaß beim Lernen,

- selektives Lernen (also die Möglichkeit, nur die individuell benötigte Lektionen durchzuarbeiten),

- ständige Verfügbarkeit sowie

- dezentralisierte Einsatzmöglichkeit.

Daß das Potential der computerunterstützten Schulung noch nicht ausgeschöpft ist, zeigt die Einführung der ersten Lernprogramme auf CD-ROM von der Applied Learning GmbH. Compact Disc Training (CDT) nennt sich dieses neue Lernmedium, das wegen seiner enormen Speicherkapazität von 600 MB (entspricht etwa 270 000 Schreibmaschinenseiten) beeindruckt. CDT basiert auf derselben Technik wie die CDs aus der Unterhaltungselektronik.

Als Informationsträger dient eine CD-ROM. Für CDT reicht ein Standard-PC mit grafikfähigem Bildschirm und einer Maus aus. Zusätzlich sind lediglich ein CD-ROM-Laufwerk und ein Kopfhörer oder ein Aktivlautsprecher erforderlich Gesteuert wird CDT überwiegend mit der Maus; Texteingaben, zum Beispiel in Übungen, erfolgen über die Tastatur.

Anhand bewegter Computergrafiken mit erläuterndem Text via Kopfhörer werden die Kursinhalte vermittelt. Ein Glossar, mit Querverweisen, ein Notizbuch und eine Hilfefunktion erleichtern das Durcharbeiten.

Die ersten fertigen CDT-Produkte, die jetzt auf dem Markt erscheinen, sind ein SAP-Grundlagenkurs für rund 9500 Mark, und eine Einheit zu CICS/VS-Grundlagen für den gleichen Preis. In Vorbereitung sind nach Angaben von Wolfgang Schröder, Großkundenberater bei Applied Learning und verantwortlich für die Einführung von CDT, Kurse zum Thema Systembedienung von AS/400 und Anwendungsprogrammierung von CICS/VS.

Dirk Wegmann, Vertriebsbeauftragter von AL in München, rechnet fest damit, daß sich diese Kurse schnell durchsetzen werden: "Wir haben den Markt genau analysiert und festgestellt, daß es keinen einzigen SAP-Grundlagenkurs für Anwender gibt."

Gerd Bauer, Product Manager für Lernsoftware bei DEC ist überzeugt, daß dem computerunterstützten Unterricht die Zukunft gehört allerdings glaubt er, daß sich CDT auf Grundlagenkurse beschränken muß: "Die Produktionskosten sind hoch und die Stückzahlen gering, so daß genau zu überlegen ist, welche Kurse rentabel angeboten werden können." Die kleine Auswahl an guter Lernsoftware ist das große Problem von Siegfried Hoffmann von der CAP Gemini Sesa in München. Mit der Entwicklung eigener Programme sei man auf die Nase gefallen und nun "haben wir eine Menge Schrankware". Deshalb gelte es jetzt, den Markt genau unter die Lupe zu nehmen, um das Richtige zu finden. Daß jedoch nur mit computerunterstütztem Unterricht, und dazu gehöre auch CDT, die Fortbildungskosten im Unternehmen zu senken sind, davon ist er felsenfest überzeugt.