Mitarbeiter eines Großhandelsunternehmens hatten anfangs BiIdschirm-Gewöhnungsprobleme:

Aus der /3-Steinzeit in die 90/30-Neuzeit

20.02.1981

MÜHLHEIM/RUHR - Zu Beginn des Jahres 1979 mußte Prokurist Heinz Helmut Klaes von der Mühlheimer Stöcker + Reinshagen Großhandel Import-Export GmbH feststellen, daß sein installiertes IBM-System /3 und die darauf ablaufende Verkaufsabrechnung den Anforderungen der

Unternehmensgruppe nicht mehr gewachsen war. Heute, nach der Installation einer Univac 90/30 und des SP/100-Pakets der Darmstädter Software Partner (SP) GmbH, resümiert Klaes: "Wir haben den Schritt von der Steinzeit der EDV in die Neuzeit in wenigen Monaten gemacht."

Mit welchen Problemen das Mühlheimer 150-Mann-Unternehmen bei seiner Umstellungsmaßnahme konfrontiert war, erläutert SP-Geschäftsführer Klaus Amann: Mit Bildschirm ausgestattete Dialogcomputer werden in für den Laien und auch für den Fachmann verwirrender Vielfalt angeboten. Das Spektrum reicht vom Einplatzgerät, meist als Tischrechner ausgebildet, über Mehrplatzsysteme bis hin zu Vielplatzsystemen, an die bis weit über 100 Arbeitsplätze angeschlossen sein können.

Systemauswahl ein Problem auch für den Experten

Auch dem Organisationsfachmann, meint Amann, fällt es nicht leicht, für ein Unternehmen das optimale Computer-Gerät auszuwählen. Diese Wahl werde noch dadurch erschwert, daß die Organisationsverfahren - sprich die Anwendungssoftware - in die Entscheidung einbezogen werden müßten. Mit Anwenderberichten und Fallstudien über neueingeführte Lösungen könne für Unternehmungsleitungen und Organisationsfachleute hier eine Hilfe gegeben werden.

Die Installation in dem Großhandelshaus mit angegliederter Tochtergesellschaft und sieben Zentral- und Außenlägern beschreiben Amann und die Mühlheimer als ein System, das sich seit dem 1. Januar 1980 im Echteinsatz bewährt habe. Hier liege eine Lösung vor, die der Kategorie der Vielplatzsysteme zuzurechnen sei; dies weil die verwendete Anwendungssoftware auch mit erheblich mehr Bildschirmen betrieben werden könnte, ohne daß dadurch Änderungen der Software erforderlich würden.

Zwei Dinge waren es, die Klaes Anfang 1979 von seiner EDV in erster Linie verlangte: eine exakte Lagerbestandsführung über das Sortiment von rund 12 000 Artikeln und Zukunftssicherheit der Applikation auch für den Fall betrieblichen Wachstums. Noch im Frühjahr entschied sich Stöcker + Reinshagen für eine Univac 90/30 mit 24 Bildschirm-Arbeitsplätzen.

Den wesentlichen Teil der Anwendungssoftware bildet seitdem SP/100, ein Paket, das von Sperry auch unmittelbar unter der Bezeichnung "Ordis" vertrieben wird. Ein Lager in Moers wurde mit dem Mühlheimer Zentralrechner über Standleitung verbunden - eine Maßnahme, die zwar eine Funktionserweiterung bedeutete, nach Amanns Zusicherung aber ohne Änderungen an der Anwendungssoftware implementiert wurde.

Die Auftragsentwicklung läuft nun folgendermaßen ab: Aufträge werden wie in der früheren manuellen Organisation entgegengenommen und am Bildschirm erfaßt. In dem Erfassungsvorgang sind mit unmittelbar aktueller Wirkung alle erforderlichen dispositiven Entscheidungen über den einzelnen Verkaufsvorgang eingebettet. Ein auf diese Weise erfaßter Auftrag ist im System gespeichert und unmittelbar lieferfähig (sofern dieses vom Kunden so gewünscht wird).

Die Ausgabe der erforderlichen Lieferpapiere kann auf zweierlei Weise erfolgen: Der Sachbearbeiter wählt zwischen einer sofortigen Ausgabe, die nach wenigen Sekunden die geförderten Lieferpapiere auf dem Matrix-Drucker ausgibt, oder der routinemäßigen Ausgabe, die täglich zweimal mit Hilfe von Stapelverarbeitungsprogrammen erfolgt. Die Lieferpapiere werden in den jeweiligen Lagern kommissioniert und nach vollzogener Kommissionierung am Bildschirm zurückgemeldet und damit freigegeben für die anschließende Fakturierung.

Für Barverkäufe ist auch eine unmittelbare Fakturierung über einen Matrixdrucker vorgesehen. Befragt, wie man im Hause Reinshagen + Stöcker die EDV jetzt beurteile, meint der für die Gesamtentwicklung zuständige Leiter Manfred Keller: "Hervorragend. Man weiß, daß man von der EDV etwas verlangen kann, was in diesem Umfang bei unserer alten /3-Organisation einfach nicht drin war."

Aber Keller räumt auch ein: "Natürlich hat es einige Anlaufschwierigkeiten gegeben, die bei einer derart revolutionären Veränderung der

betrieblichen Organisation nicht ausbleiben können und deren Ursache sowohl in einer komplexeren Computer- und Softwarelösung begründet ist wie auch in der Tatsache, daß viele hier mit den modernen Bildschirmarbeitsplätzen erst einmal zurechtkommen mußten."

Einkauf zieht nach

Nach Kellers Worten wollen die Mühlheimer als nächstes ihren ganzen Einkauf - Zahl der Lieferanten: rund 1200 - auf SP/100 umstellen. Ab Herbst 81 soll der Einkauf dann denselben Organisationsgrad haben wie der Verkauf. Die bei Reinshagen + Stöcker installierte Konfiguration umfaßt eine Univac 90/30 mit 384 KB, Magnetplattenspeicher von 5 x 59 MB und 2 x 100 MB, einen Drucker mit 36 000 Zeilen pro Stunde, drei Matrixdrucker und 24 Bildschirme.

Gefahren wird SP/100 (Ordis) für die Auftragsabwicklung und- Auswertung der gesamten Unternehmensgruppe - zukünftig auch für die

Unterstützung des Bereiches Einkauf -, eine Buchhaltung als stapelorientierte Eigenentwicklung, die vom System /3 übernommen wurde, sowie ein Standardprogramm Lohn und Gehalt.