Augsburger Softwarehaus macht Alleinstellungsmerkmale geltend

Augsburger Softwarehaus macht Alleinstellungsmerkmale geltend CPU bläst zum Angriff bei Software für Finanzdienstleister

19.03.1999
Von Beate Kneuse* MÜNCHEN - Die Software steht, das Management ist aufgestellt, und die Umwandlung zur AG wurde jüngst vollzogen. Nun blickt das Augsburger Softwarehaus CPU dem für April geplanten Börsengang am Neuen Markt entgegen. Daß Geld in die Kasse kommt, ist auch nötig, will der noch weitgehend unbekannte Produzent von Standardsoftware für Finanzdienstleister seine ehrgeizigen Wachstumspläne in die Tat umsetzen.

Mit einem Umsatz von sieben Millionen Mark und einem Jahresüberschuß von 2,3 Millionen sind die Augsburger noch ein kleiner Fisch in der deutschen Softwareszene. Dies aber soll sich in den kommenden Jahren laut Firmengründer Jochen Furch ändern. Mit dem Komplettpaket "CPU-C5", einer objektorientierten Standardsoftware für Banken, die den gesamten täglichen Arbeitsablauf abdeckt, sei man nicht nur Technologieführer in Deutschland, sondern auch konkurrenzlos, gab sich der CPU-Chef vor der Presse in München selbstbewußt. Außerdem gingen die Banken zunehmend weg von der Individualprogrammierung hin zu fremderstellter Standardsoftware. "Allein in Europa existieren rund 12700 Finanzdienstleister. Das ist ein Marktpotential von rund 50 Milliarden Mark", analysiert Furch. Und es gebe weltweit keinen Big Player in diesem Geschäft. "Weder SAP noch Microsoft noch Baan haben es geschafft, einen Standard zu setzen", meint der CPU-Chef.

Starke Worte, denen nun Taten folgen müssen. Denn noch ist CPU eine Programmierschmiede der Kategorie "No name", mit zwar 40 Entwicklungsspezialisten (von ingesamt rund 60 Mitarbeitern), aber ohne entsprechende Vertriebsorganisation. Der Verkauf der Standardsoftware steuerte bislang erst 26 Prozent zum Umsatz bei und soll in diesem Jahr auf einen Anteil von 51 Prozent steigen. Den Großteil ihrer Einnahmen bestreiten die Schwaben nach wie vor mit Projektgeschäften. Dort liegen auch ihre Wurzeln. Als Softwarespezialist für die Immobilienszene 1981 gegründet, leitete Furch 1987 den Schwenk seiner Company hin zum Standardsoftware- Entwickler für Banken ein - was den Augsburgern aber zunehmend auch ihre finanziellen Grenzen aufzeigte. 1996 holte man sich schließlich mit der niederländischen AET N.V. den ersten Risikokapitalgeber an Bord, im vergangenen Jahr stiegen mit der Frankfurter DVCG, der Bonner TBG und der Londoner 3i drei weitere Venture-Capital-Firmen bei CPU ein.

Seither hat das Unternehmen einen Gang höher geschaltet und macht sich nun vor allem daran, einen schlagkräftigen Vertrieb aufzubauen sowie die nationale und internationale Präsenz zu erweitern. In Europa wollen die Augsburger bis zum Jahr 2002 flächendeckend vertreten sein. Bislang im Ausland nur in Wien präsent, ist nun der schrittweise Aufbau von Vertriebsbüros in Polen und Frankreich (1999), in Großbritannien, Italien und der Tschechischen Republik (2000), in Spanien, Benelux und Ungarn (2001) sowie in Skandinavien und der Schweiz (2002) geplant. In Deutschland liebäugelt man noch mit Büros in Frankfurt am Main und in Düsseldorf. Gleichzeitig sollen Kooperationen mit einschlägigen Systemhäusern sowohl national als auch international die Marktdurchdringung erhöhen.

Dies allein aber wird nicht ausreichen, um die rasanten Umsatz- und Gewinnsprünge zu erzielen, die sich Firmengründer Furch auf die Fahnen geschrieben hat. 1999 sind Einnahmen von 23,4 Millionen Mark und ein Jahresüberschuß von 6,4 Millionen ins Visier genommen, im Jahr 2001 will er bei einem Umsatz von 61,8 Millionen und einem Ertrag von 11,9 Millionen angekommen sein (siehe Abbildung). Firmenzukäufe sollen dabei helfen. Deshalb schaut sich das CPU-Management seit einiger Zeit nach lohnenden Übernahmekandidaten in der hiesigen Softwareszene um. Erste Verhandlungen, so Furch, laufen bereits. Das nötige Kapital will sich der CPU-Frontmann, der sein Unternehmen erst im Februar in eine AG umgewandelt hat, durch den Gang an den Neuen Markt Mitte April verschaffen. Derzeitigen Planungen zufolge sollen rund zwei Millionen Aktien ausgegeben werden. An Emissionserlös erhofft sich Furch zwischen 120 bis 125 Millionen Mark.

*Beate Kneuse ist freier Journalistin in München.