ID-Pro schließt die Pforten

Auch Linux-Dienstleister Innominate entlässt Leute

22.12.2000
MÜNCHEN (ls) - Der deutsche Linux-Dienstleistungsmarkt wird erschüttert. Die Bonner ID-Pro AG steht endgültig vor dem Aus, die Berliner Innominate AG entlässt "vorbeugend" zehn Prozent der Mitarbeiter.

Bei der ID-Pro ist ein vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt, der die Schritte zur Abwicklung des rheinländischen Open-Source-Dienstleisters einleitet. Nachdem sich Hoffnungen zerschlagen hatten, Ersatz für abgesprungene Investoren zu finden (siehe CW 48/00, Seite 4), gab es, so der Gründer und bisherige Vorstand Daniel Riek, "keine Chance, ID-Pro weiterzuführen".

Man habe sicherstellen können, dass laufende Projekte der Kunden auf anderen Wegen weitergeführt würden. Auch für die meisten der zuletzt 124 Mitarbeiter gebe es alternative berufliche Perspektiven. Ausstehende Löhne, so ist aus Mitarbeiterkreisen zu hören, seien der mit Abstand größte Posten unter den anscheinend zwei Millionen Mark Verbindlichkeiten.

Nach dem Rückzug von Open-Source-Dienstleister Linuxcare aus dem europäischen Markt (siehe CW 45/00, Seite 23) und den Problemen bei ID-Pro haben in Vorstand und Aufsichtsrat des Linux-Dienstleistungsunternehmens Innominate die Alarmglocken geschrillt. Ergebnis: Die Berliner schließen die Niederlassung Hamburg (außer der Innominate Training GmbH) sowie die gerade erst eröffnete Filiale in Düsseldorf und entlassen damit zehn Prozent ihrer Mitarbeiter.

Christel Marquardt, Leiterin technisches Marketing, erklärte, die Entlassungen seien "sehr bitter", aber es seien "Einsparungen notwendig" geworden, man müsse die Geschäftsaktivitäten "fokussieren". Marquardt weiter: "Wir mussten diese Maßnahme ergreifen, bevor wir ins Rutschen kommen. Es droht uns allerdings nicht die Insolvenz. Es wird weitergehen mit Innominate." Laufende Projekte bei Kunden seien nicht in Gefahr.

Wie ferner aus Unternehmenskreisen zu hören ist, sei eine flächendeckende Präsenz weder vertrieblich sinnvoll noch personell bezahlbar. Noch wichtiger scheint zu sein, dass die Ausrichtung als Serviceunternehmen für alle Aspekte von Open Source keine Perspektive versprach. Anscheinend will Innominate sich nun von künftiger Konkurrenz absetzen, indem man sich ganz auf Security und Hochverfügbarkeit von Linux-Umgebungen für Mission-critical-Anwendungen konzentriert. Diesem Bereich sollen sich bisher schon zwei Drittel alle Projekte der Berliner zuordnen lassen.

Offenbar sind die Probleme von Innominate Anlass für personelle Veränderungen. Nach verlässlichen Informationen scheidet Mitgründer Sascha Ottolski ebenso aus wie der Marketing-Vorstand Andreas Lattner. Dafür kommt Roland Markowski, zuletzt Chef von Linuxcare Deutschland, als neuer COO an Bord. Das lässt vermuten, dass Innominate Linux-Servicepartner von Magirus wird, dessen Vertrag mit Linuxcare geplatzt war (siehe CW 45/00, Seite 23).