Integrierte Sprach- und Datenkommunikation sind noch Zukunftsmusik

ATM schlägt Brücke zwischen der TK-Anlage und dem LAN

06.12.1996

Anlaß der Dataquest-Studie war, die Frage nach der Zukunft von TK-Anlagen mit Nebenstellen (Private Branch Exchanges = PBX) zu stellen, die mehr und mehr von Anbietern aus dem Bereich DV-Technik aufgeworfen wird. Klärungsbedarf liegt deshalb vor, weil die meisten Anwender mitten in Rationalisierungsprozessen stecken. Aus diesem Grund müssen sie bereits getätigte Investitionen in LAN-Technologie sowie Kommunikationssysteme unter dem Aspekt der Zukunftsplanung, aber auch des Investitionsschutzes neu überdenken.

Ursache für die Untersuchung ist auch die Tatsache, daß die Hersteller von LAN- wie auch TK-Systemen in der Vergangenheit die Entwicklung von Produkten separat vorangetrieben haben. Da sich das Zusammenwachsen von Telekommunikation und Datenverarbeitung aber immer mehr abzeichnet, haben die Anwender großen Bedarf an Lösungsszenarien, die den Übergang zwischen der einen und der anderen Systemwelt sicherstellen.

Token Ring und Ethernet für Multimedia ungeeignet

Treibende Kraft für diese Annäherung sind laut Dataquest Multimedia- und Breitbandanwendungen, zum Beispiel die PC-gestützte Videokommunikation. Den Analysten zufolge werden integrierte TK-Systeme ihre Rolle als zentrale Drehscheibe für die gesamte Unternehmenskommunikation mit Sprache, Daten und Video behalten und ausbauen. Darüber hinaus wird sich ihr Aufgabenspektrum im Hinblick auf die Verknüpfung von DV- und TK-Systemen erweitern. Große Bedeutung kommt dabei der ATM-Technologie zu.

Die Marktforscher sehen die weitere Entwicklung zunächst in der Einbeziehung von ATM-Zugängen und ATM-Switching. Später folgt dann die Realisierung der ATM-Connectivity durch ATM-Adapter für TK-Anlagen. Am Arbeitsplatz ist das Übertragungsverfahren jedoch noch nicht relevant. Vielmehr bietet ATM die Vision einer kompletten Netzwerkintegration mit einem Backbone-Netz für Sprach-, Daten- und Videokommunikation, wobei echte integrierte Sprach- und Datennetze, so die Studie, erst weit nach dem Jahr 2000 zu erwarten sind.

Auch zu herkömmlichen LAN-Technologien und ihrer Rolle im Büro der Zukunft hat Dataquest eine Aussage getroffen. Ethernet und Token Ring werden sich im Gegensatz zu ATM als unzulänglich erweisen, wenn es um Multimedia im Unternehmen geht.

Laut Vorhersage der Analysten wird sich die Netz- und Systemarchitektur schrittweise ändern. Die Anwenderbedürfnisse führen zu einer Evolution der PBX-Architektur im Zusammenhang mit verteilten Applikations-Servern, das heißt, die Intelligenz wandert von der Nebenstellenanlage in spezialisierte und hochleistungsfähige Server. Der TK-Technik wird die Fähigkeit bescheinigt, eine flexible Multiprocessing-Client-Server-Plattform zu bilden.

Nach Einschätzung des Reports bleibt das Telefon im Vergleich zum PC das wichtigste "Desktop-Tool". Es ist jedoch absehbar, daß sich beide Systemwelten aufgrund der Arbeitsplatzanforderungen und wegen der gleichen technologischen Basis, der Digitaltechnik, einander annähern. Multimedia-Anwendungen auf dem PC werden das Standard- oder Komforttelefon aber nicht ersetzen. Allerdings müssen sich diese Geräte dem veränderten Umfeld anpassen. Telefon und PC werden durch Computer Telephony Integration (CTI) zu insgesamt leistungsfähigeren Geräten mit mehr Funktionalität aufgewertet.

Zusammenfassend läßt sich der Studie entnehmen, daß die TK-Technologie die nächsten Jahre sicherlich noch die Grundlage für isochrone Kommunikation - also Sprache und Video - sowie für Mobilkommunikation und komfortable Telefonie in Unternehmen ist. Investoren sollten sich jedoch bewußt sein, daß es jetzt gilt, die TK- und LAN-Systeme sowohl im Netz- als auch im Desktop-Bereich so intelligent zu verknüpfen, daß die ersten Schritte hin zu, wie es in dem Report heißt, "Multimedia im Office" realisiert werden können.