Kommentar

Atempause im Trendrennen

21.05.1999

Wenige Trends, keine neuen Technologien - für die angereisten Journalisten war die diesjährige Networld+Interop eher eine Enttäuschung. Was den Chronisten ihre tägliche Arbeit erschwerte, könnte für den Anwender jedoch eine Chance darstellen.

Endlich bietet sich ihm die Gelegenheit, sich nicht tagtäglich mit neuen bahnbrechenden Entwicklungen auseinandersetzen zu müssen. Er hat jetzt vielmehr die Möglichkeit, die Verschnaufpause im Innovationswettlauf zu nutzen, um seine Netzlandschaft zu konsolidieren. Nun ist Zeit zur Bestandsaufnahme und Überprüfung, ob und inwiefern die heutige Infrastruktur für die Migration auf die in den letzten Jahren angekündigten Neuerungen taugt.

Zeit zur Bestandsaufnahme und Überprüfung

Gleichzeitig scheint die Pause auch den Herstellern gutzutun. Mußten sie in den letzten Jahren, um gegenüber ihren Konkurrenten nicht ins Hintertreffen zu geraten, laufend neue Technologien in ihre Produkte einbauen, besteht jetzt die Muse zum Fein-Tuning. Daß diese Zeit genutzt wird, zeigten die zahlreichen Neuerscheinungen auf der N+I. Sie bestachen in der Regel durch die Feinarbeit im Detail, die dem Netzadministrator seine tägliche Arbeit erleichtert.

Bleibt nur zu hoffen, daß die Hersteller die Pause auch dazu nutzen, sich an einen Tisch zu setzen, um endlich die notwendigen Standards für Technologien wie XDSL oder die Konvergenz der Sprach-Daten-Netze zu verabschieden. Ohne Interoperabilität werden diese Möglichkeiten für die Anwender zum teuren Abenteuer. Wohin die fehlende Interoperabilität führen kann, hat in der Vergangenheit das Beispiel ATM deutlich gezeigt. Anfangs mit viel Pomp gefeiert, wurde das Verfahren vom schneller standardisierten Gigabit Ethernet fast überrollt. Von den Versäumnissen der Vergangenheit erholt sich ATM nur langsam. So war es heuer auf der Messe zwar wieder salonfähig, doch der einst revolutionären Technologie wird nur noch in Nischenbereichen eine Daseinsberechtigung zugestanden. Es ist zu hoffen, daß der Idee der Integration von Sprache und Daten dieses Schicksal erspart bleibt.