AT&T und Sun Microsystems im Gespraech Thinking Machines sucht wegen Finanzproblemen einen Partner

12.08.1994

MUENCHEN (CW) - Schlechte Nachrichten vom Spezialisten fuer massiv- paralleles Processing (MPP), der Thinking Machines Corp.

(TMC): Sowohl die "New York Times" als auch das "Wall Street Journal" berichten mit Verweis auf Topmanager des Unternehmens, dass TMC mit zwei Interessenten ueber eine Kapitalbeteiligung oder gar eine Uebernahme verhandle. Ziel sei, ein Chapter-eleven- Verfahren nach dem US-Glaeubigerschutzrecht abzuwenden.

Das "Wall Street Journal" zitiert TMC-President Richard Fishman mit der Aussage, er sei "extrem hoffnungsvoll", mit einer der zwei Parteien, mit denen man in Verhandlungen stehe, eine entsprechende Vereinbarung aushandeln zu koennen.

Er lehnte es ab, die Identitaet der beiden Firmen offenzulegen. Als Kandidaten gelten die AT&T Corp. sowie Sun Microsystems. Das neueste massiv-parallele TMC-System "CM-5" arbeitet mit Sparc- Prozessoren von Sun. Hintergrund der Informationen sind die Aussagen von Mitarbeitern des in Cambridge/Boston beheimateten Unternehmens.

Damoklesschwert eines Chapter-eleven-Verfahrens

Sie seien informiert worden, dass das Damoklesschwert eines Chapter-eleven-Verfahrens ueber der Firma schwebe, weil sich die Auszahlung von Gehaltsschecks verzoegert hatte. Fishman aeusserte im "Wall Street Journal" ferner, man werde alles Erdenkliche in die Wege leiten, um dieses Verfahren zu verhindern.

TMC, das mit Verkaeufen von MPP-Systemen nach Intels Supercomputer- Division weltweit an zweiter Stelle steht, setzte 1992 nach Meldungen des britischen Brancheninformationsdienstes

"Computergram" 91,6 Millionen Dollar um, gleichzeitig musste das Unternehmen aber einen Verlust von 17 Millionen Dollar verkraften. 1993 ging der Umsatz auf 83 Millionen Dollar zurueck, der Verlust betrug nunmehr sogar 20 Millionen Dollar. 1994 soll TMC nach Insidergeruechten angeblich noch kein einziges System ausgeliefert haben. Allerdings meldet TMC, man habe gerade erst ein CM-5-Modell an Geco-Prakla, ein Unternehmen der Schlumberger Oilfield Services Gruppe, verkauft.

Die Meldung der "New York Times" deckt sich mit den Informationen des US-Wirtschaftsblattes. Sollten die Verhandlungen mit den interessierten Geschaeftspartnern fehlschlagen, sei es unwahrscheinlich, dass TMC ueberlebt, zitiert die Tageszeitung Manager des MPP-Anbieters.. Martha Keeley, Pressesprecherin des Unternehmens, wollte sich zur Sache nicht aeussern. Neues werde es wahrscheinlich kommende Woche geben.