Personalabbau vor der Fusion mit Borland

Ashton-Tate kommt um "Fire"-Kurs nicht herum

09.08.1991

MÜNCHEN (CW) - Die PC-Traditionsfirma Ashton-Tate, die sich noch in diesem Jahr mit dem Compiler-Spezialisten Borland vereinigen will, entläßt 200 Mitarbeiter.

Ashton-Tates weltweite Belegschaft schrumpft damit um etwa 13 Prozent auf 1300 Mitarbeiter. CEO Bill Lyons hofft, mit diesem Schritt die unbefriedigende Produktivität im Unternehmen zu verbessern. Auch wenn die Entlassungsaktion nach seinen Worten nichts mit der bevorstehenden Übernahme durch Borland zu tun habe, werden die neuen Herren sie dennoch gerne sehen: Borlands Datenbank-Guru Richard Schwartz (Paradox-Entwickler) hatte schon bei der Bekanntgabe der geplanten Fusion den geringen Pro-Kopf-Umsatz des Dbase-Herstellers moniert. Während ein Mitarbeiter von Ashton-Tate jährlich 120 000 Dollar erwirtschaftet erlöst Borland pro Kopf 300 000 Dollar, also das Zweieinhalbfache. Finanziell wirksam werden die Entlassungen voraussichtlich erst im nächsten Quartal: Wie ein Sprecher mitteilte, kosten die Abfindungen für die gefeuerten Mitarbeiter das Unternehmen so viel wie deren Gehälter bis zum Quartalsende.

Auch die deutsche Ashton-Tate GmbH in Langen bei Köln, seit Jahren erfolgreichste Auslandstochter des US-Softwarehauses, wird sich von sieben seiner derzeit 75 Mitarbeiter trennen müssen.

Damit, so Geschäftsführer Wolfgang Schröder, gibt es in der GmbH

"kein Gramm Fett mehr" (Umsatz im letzten Geschäftsjahr: 65 Millionen Mark).

Weitere Entlassungen würden deshalb an die Substanz gehen. Daß es dazu kommt, nimmt er allerdings nicht an.

Bevor der 437-Millionen-Dollar-Deal, der Borland zum fünfgrößten amerikanischen Softwarehaus macht (Marktanteil: sieben Prozent, zum Abschluß gebracht werden kann, müssen ihm noch die US-Kartellbehörde sowie die Aktionäre der beteiligten Unternehmen zustimmen. Trotz Einwänden einzelner Aktionäre rechnet jedoch niemand mit einem Scheitern der Fusion.