Ist Angriff die beste Verteidigung?

Argentinische IBM will von der Staatsbank BNA Geld einklagen

19.07.1996

Die Staatsbank ihrerseits hatte bereits vor geraumer Zeit (siehe CW Nr. 25 vom 21. Juni 1996, Seite 4, "IBM Argentina...") die IBM der Korruption beschuldigt und rechtliche Schritte eingeleitet. Um den Auftrag zu ergattern, habe die südamerikanische Big-Blue-Niederlassung Bestechungsgelder bezahlt. Im Zuge der Ermittlungen waren auf beiden Seiten fast alle Verantwortlichen ihrer Ämter enthoben worden. Die IBM Argentina verlangt nun die Zahlung von mehr als 86 Millionen Dollar für bereits im Rahmen des Vertrages erbrachte Leistungen. Sie beschuldigt die Bank, diese habe ihre Verpflichtungen aus dem Vertrag nicht ausreichend erfüllt und außerdem die technischen Anforderungen nachträglich so verändert, daß der Gerstner-Company eine Erfüllung des Kontraktes unmöglich gemacht worden sei.

Die Banco de la Nacion Argentina (BNA), die den Vertrag am 14. Juni 1996 aufgekündigt hatte, nahm keine Stellung zu den erhobenen Vorwürfen. Sie verlangt ihrerseits die Rückzahlung von rund 82 Millionen Dollar von der IBM, die bereits gezahlt worden waren. Nach Angaben von Big Blue war die letzte Zahlung im Oktober 1995 erfolgt.

Die argentinischen Behörden ermitteln in einem weiteren Fall gegen die IBM, in dem es ebenfalls um Korruptionsverdacht geht. Dabei handelt es sich um Verträge, die eine Organisation des staatlichen Rentensystems betreffen. Mittlerweile sind auch das US- Justizministerium und die US-Handelskommission aktiv geworden. Sie untersuchen, ob die Armonker möglicherweise gegen ein Gesetz verstoßen haben, das US-Firmen die Zahlung von Bestechungsgeldern im Ausland untersagt.