Herausforderung

Apple Watch: Gut fürs Herz

09.02.2018
Von 
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Die Apple Watch motiviert zu mehr Bewegung und einem gesünderen Leben. Sie kann aber noch viel mehr.

Wir sollten uns kurz fassen, denn so viel Zeit haben wir nicht, die Apple-Watch drängt uns zum Training. Apple hat im Februar an alle Nutzer der smarten Uhr die "Herzmonat Herausforderung" ausgegeben. Die Latte ist dabei gar nicht einmal so hoch gehängt wie in anderen Challenges, in denen man etwa einen Monat lang alle drei Ringe auf der Uhr schließen muss. Die herzförmige Auszeichnung verdient man sich etwas leichter: Man muss nur sieben Tage hintereinander den Trainingsring komplettieren, von heute bis einschließlich Aschermittwoch, 14. Februar.

Sieben Tage Trainingsring schließen und Auszeichnung verdienen
Sieben Tage Trainingsring schließen und Auszeichnung verdienen
Foto: Apple, Cardiogram

Das sollte an sich die leichteste Übung sein: Die vorab eingestellten 30 Minuten sind wirklich nicht zu viel verlangt. Meist genügt es vollauf, auf dem Weg in die Arbeit nicht das Auto zu nutzen, um zum nächsten Bahnhof zu gelangen. Morgens zehn Minuten Gehen von der Wohnung zur Haltestelle, fünf Minuten von einer anderen Haltestelle zum Büro, am Abend das Ganze in die andere Richtung, schon schließt sich der grüne Kreis. Und wer nicht auf das Auto von Tür zu Tür verzichten will oder kann, der muss eben in der Mittagspause ein paar Minuten für einen kurzen Spaziergang drangeben und nach dem Abendessen noch einmal - respektive diese kurze Zeitspanne in die eigene Gesundheit investieren.

Wege zu besserer Gesundheit: Motivieren und vermessen

Eines ist die Apple Watch ganz sicher nicht: Ein Allheilmittel gegen Krankheiten jeder Art. Doch motiviert sie ihren Träger zu etwas mehr Bewegung. Die drei Ringe, die sich im Lauf des Tages immer mehr schließen, sind dabei ein geniale Idee, gewissermaßen die Gamification der Gesundheitsvorsorge. Anstatt an anderen digitalen Geräten im Spiel virtuelle Münzen oder andere Gegenstände zu sammeln, um in ein höheres Level aufzusteigen, lockt hier ein anderes Spielziel: Bessere Gesundheit.

Noch fehlt es aber der Uhr an einigen Sensoren. Den Blutdruck oder den Blutzuckerspiegel direkt messen kann sie noch nicht. Wobei das an sich nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte, denn Apple und seine Partner im Gesundheitswesen verstärken Jahr für Jahr ihre Forschungsanstrengungen. Schon jetzt ist es möglich, Blutdruck und Blutzucker zu messen, ohne das Blut zu stauen oder einen Tropfen davon abzuzapfen. Bis entsprechende Sensoren, die vermutlich in Armbändern untergebracht sind, so zuverlässig messen, dass man sie auf den Markt bringen kann, wird es aber noch ein wenig dauern. Schließlich ist hier die Grenze zwischen verspieltem Fitnessgadget und strengem Medizingerät bald erreicht. Die Zulassung als medizinisches Gerät hat erstes Zubehör bereits erhalten, womöglich kommt Apple ja schon in diesem Herbst mit einem Gesundheitsband für die Apple Watch auf den Markt.

Bis dahin werden wir noch etliche Herausforderungen von unserer schlauen Uhr bekommen und diese annehmen. So, jetzt aber auf, leichtes Training in Form eines schnellen Spaziergangs zur Bahn.

Studie: Aus Pulsdaten auf Diabetes schließen

Bisher misst die Apple Watch lediglich den Puls, doch das genügt bereits, um Krankheiten und Störungen wie Vorhofflimmern oder Bluthochdruck erkennen zu können, wie medizinische Studien beweisen. Der Anbieter der App Cardiogram geht nun sogar einen Schritt weiter und legt in einer Studie dar, dass man aus dem Herzrhythmus mit Hilfe von Big Data sogar Diabetes erkennen kann. Wie Cardiograms Gründer Brandon Ballinger gegenüber Macworld erklärt, diagnostiziere das Analyse-Netzwerk DeepHeart mit einer 85-prozentigen Genauigkeit aus den Symptomen auf Diabetes - was für ein Wearable ein beeindruckender Wert sei. Eine genauere Untersuchung kann die Datenanalyse aber nicht ersetzen, womöglich aber aufgrund erster Verdachtsmomente veranlassen, denn auch bei Diabetes ist Früherkennung von großer Wichtigkeit.

Gleichwohl werden mit mehr Apple-Watch-Nutzern die Analysen immer genauer. Die von Cardiogram und der Universität von San Francisco aufgesetzte Studie DeepHeart verwendete rund 200 Millionen Pulsdaten von über 14.000 Teilnehmern. Anzeichen für Diabetes könnte ein erhöhter Ruhepuls sein oder eine längere Regenaration nach einem Training. Derzeit würde eine von vier Diabetes-Erkrankungen nicht erkannt, Datensammlungen wie die von Cardiogram könnten diese Quote senken.

Lesetipp: Whatsapp auf der Apple Watch nutzen

Lockmittel für Entwickler

Die Apple Watch wird zwar hinsichtlich ihrer Gesundheitsfunktionen also immer relevanter, Apps von Drittherstellern verlieren jedoch an Bedeutung. Das ist auch objektiv an der Anzahl der Apps auszumachen, die Entwickler für die Uhr anbieten. Zuletzt hatten etwa Twitter, eBay und Slack ihre Apps zurückgezogen, wie unser Macworld-Kollege Michael Simon anmerkt. Dieser schlägt auch gleich ein paar Lösungen vor, wie Apple Entwickler wieder (zurück) auf die Plattform locken könnte. So sei es etwa ein Fehler gewesen, in watchOS 3 die Glances zugunsten des Multitaskingdocks zu streichen. Jene kurzen Einblicke in Apps seien aber hilfreich gewesen, um informiert zu bleiben. Auch haben Entwickler bisher keine Möglichkeit, Benachrichtigungen ihrer Apps speziell an die Watch anzupassen, hier stellt Apple nur wenige Elemente zur Auswahl. Dritte könnten zudem eigene Zifferblätter gestalten, durchaus mit Inhalten ihrer Apps, wie es Apple mit dem Siri-Face vorführt. Immerhin dürfte sich Apple hinsichtlich der Absatzzahlen keine Sorgen machen, die Analysten von Canalys haben für das vergangene Jahr 18 Millionen Verkäufe ermittelt, gut 50 Prozent mehr als noch 2016. (Macwelt)