US-Marktforscher prognostizieren sinkenden Marktanteil:

Apple: Vertrieb und Produktpolitik schwach

05.01.1984

GREENWICH (kw) - Mit einer Reihe ernsthafter Probleme muß sich die Apple Computer Inc. auch künftig auseinandersetzen. Dies geht aus der Studie "The Apple Report: A Comprehensive Analysis" des amerikanischen Marktforschungsunternehmens Enterprise Information Systems Inc. (EIS) hervor, die jetzt in den USA veröffentlicht wurde. Die EIS Analysten prognostizieren jedoch, daß Apple trotz derzeitiger Schwierigkeiten nicht in der Versenkung verschwinden wird.

EIS monierte vor allem grundlegende organisatorische Schwächen des amerikanischen Anbieters, die sich für den Rest dieses Jahrzehnts als Wachstumshemmer erweisen könnten: Ein entscheidendes Handicap sei, so die Studie, daß Apple bisher kaum an mittlere und große Unternehmen verkaufe. Zur Zeit würden sich weder Apple-Händler noch die im Direktvertrieb tätigen Mitarbeiter wirklich im Großkundengeschäft auskennen.

Auch im gegenwärtigen Produktspektrum deckten die Marktforscher Schwächen auf, die in den nächsten Jahren als Wachstumsbremsen wirken könnten: Gegenwärtig biete Apple keine Unterstützung für MS-DOS an, obwohl dieses Betriebssystem auf dem besten Weg sei, Industriestandard zu werden. Ferner mangele es an preisgünstigen Home Computern, Multi-User-Systemen und Netzwerkfähigkeiten. "Applenet" könne vorläufig nur zwischen mehreren Apple-Computern eine Verbindung schaffen und stelle insofern auf dem weltweiten Kommunikationsmarkt keine ernstzunehmende Alternative dar. In diesem Geschäftsbereich werde der kalifornische PC-Anbieter von Unternehmen wie NCR, Hewlett-Packard, Wang, Digital Equipment und vor allem IBM in den Schatten gestellt.

Die neue Vertriebsstrategie, auch große Unternehmen anzusprechen erfordert der Studie zufolge auch eine grundlegende Änderung des Distributionssystems: "Die meisten Händler", so die EIS-Anbieter, "haben kein Interesse daran oder fühlen sich damit überfordert, an mittlere oder große Unternehmen heranzutreten. Sie wissen zu wenig über Kompatibilitätsfragen Bescheid und haben außerdem kaum Erfahrung im Umgang mit Kunden, die in der Unternehmenshierarchie ganz oben stehen."

In den nächsten fünf Jahren werden die Wachstumsraten nach Ansicht der amerikanischen Marktforscher auf ungefähr 30 Prozent absinken.

Auch die positiven Seiten der Unternehmenspolitik ließ die Studie nicht unter den Tisch fallen: Der Hersteller stehe weltweit in dem Ruf Produkte von guter Qualität anzubieten, der Bekanntheitsgrad des Namens Apple spreche bei vielen Anwendern für sich und die Kunden zeigten sich beeindruckt von der hohen Anzahl (eine Million) installierter Systeme. Diese Kriterien werten die EIS-Experten als Sicherheit, daß Apple auch in Zukunft auf dem Personal-Computer-Markt eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen wird.