Künftige Grafikverarbeitung soll auf PDF basieren

Apple gibt weitere Details seiner Systemstrategie bekannt

11.06.1999
MÜNCHEN (CW/IDG) - Auf der diesjährigen Entwicklerkonferenz in San Jose ging es Apple vor allem um eine Fortsetzung der bisherigen Produktstrategie. Im Mittelpunkt standen die Betriebssysteme "Mac-OS 8.6", dessen Nachfolger "Sonata" sowie "Mac-OS X Client".

"Ich hoffe, daß unsere Strategie Sie nicht langweilt, weil sie nicht jedes Jahr wechselt", erklärte Interrims-Chef Steve Jobs vor rund 2500 Zuhörern. Er umschrieb damit, daß anders als auf früheren Konferenzen die diesjährigen Ankündigungen zu den Betriebssystemen im Einklang mit der Produktstrategie standen. Dementsprechend ging es heuer vor allem um Details der Roadmap.

So wurde Mac-OS 8.6 vorgestellt, das bisherige Kunden jetzt kostenlos als Update von der Apple-Homepage herunterladen können. Zudem wird es ab sofort standardmäßig zusammen mit Macintosh-Rechnern ausgeliefert. Laut Jobs erhöht die neue Version die Lebensdauer von Notebook-Batterien um 25 bis 37 Prozent. Ferner wurden die Suchmaschine "Sherlock" durch zusätzliche Plug-ins, Applescript und die "Colorsync"-Technik überarbeitet sowie eine neue "Java Virtual Machine" integriert. Letztere soll nun fünfmal schneller sein als ihre Vorgängerin.

Mit Sonata kommen neue Funktionen

Unter dem Codenamen "Sonata" (Mac-OS 9) präsentierte Apple auch die nächste Station auf der Roadmap. Die Plattform ist für den Herbst 1999 angekündigt und soll mit über 50 neuen Funktionen aufwarten. Besonders betonte Jobs die Möglichkeit, den Speicherplatz und individuelle Einstellungen für mehrere Benutzer auf einem Rechner zu verwalten. Neu sind auch eine Log-in-Funktion über Sprachbefehle sowie die nächste Version von Sherlock, die eine Web-Recherche nach Kategorien erlauben soll.

Schließlich ging es mit der ersten Vorversion des Mac-OS-X-Clients um die weitere Zukunft der Betriebssysteme (Zur Server-Version siehe CW 13/99, Seite 14). Die künftige Plattform ist für das Jahr 2000 angekündigt und wird derzeit für den Einsatz auf den hauseigenen "G3"-Rechner optimiert. Sie basiert auf Apples Opensource-Technik "Darwin", hinter der sich ein offener Unix-Kernel verbirgt. Wichtige Neuerungen sind Speicherschutz, präemptives Multitasking sowie der vom Nextstep-Betriebssystem übernommene System-Browser, der Ressourcen in Spalten darstellt. Außerdem plant der Hersteller unter dem Codenamen "Quartz" ein neues Grafiksystem. Basiert Mac-OS 8 auf "Quickdraw" und "Mac-OS X Server" auf "Display Postscript" erhält Mac-OS X Client eine native Unterstützung von Adobes Standard "Portable Document Format" (PDF). Mit Quartz lassen sich nicht nur PDF-Dokumente, sondern auch Effekte wie Transparenz und Halbtondarstellung in jeder Anwendung erzeugen.

Ob ein Programm Darwin und Quartz nutzen kann, bestimmen die Laufzeitumgebungen beziehungsweise Schnittstellen, bei denen Apple drei Arten unterscheidet. Bisherigen Mac-OS-8.x-Anwendungen ("Classic") fehlen die neuen Funktionen, sie sind aber kompatibel zu Mac-OS X. Eine zweite Gruppe ("Carbon") unterstützt Mac-OS X nativ, kann aber nur auf einen Teil der neuen Funktionen zugreifen. Eine dritte Gruppe ("Cocoa") wird derzeit entwickelt und läuft nur unter Mac-OS X. Dabei kommen die Betriebssystemfunktionen "Yellow Box" und Java-APIs zum Einsatz.