Schlechtestes Ergebnis in der Firmengeschichte:

Apple fährt dicken Quartalsverlust ein

02.08.1985

CUPERTINO (CW) Mit einem Verlust von 17,2 Millionen Dollar hat Apple Computer Inc. das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres abgeschlossen.

Das ist das schlechteste Ergebnis in der achtjährigen Geschichte des Unternehmens. Gleichzeitig ist es der erste Quartalsverlust, seit Apple 1980 an die Börse ging. Zwar konnte der Mikrocomputerpionier in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres bereits den gesamten Vorjahresumsatz mit etwa 1,5 Milliarden Dollar erreichen, doch zeigte insbesondere das dritte Quartal eine deutliche Flaute.

Wegen der Konjunkturschwäche in der DV-Branche, erklärt Apple, ging der Umsatz in diesen drei Monaten auf 374,9 (422,1) Millionen Dollar zurück. Gleichfalls sank der Betriebsgewinn auf 3,4 (28,3) Millionen Dollar. Für die weltweite Reorganisation hat Apple nach eigenen Angaben 40,3 Millionen Dollar aufgewendet. Dem Verlust von 17,2 Millionen Dollar stand im Korrespondenzzeitraum des Vorjahres ein Gewinn von 18,2 Millionen Dollar gegenüber.

" Apple ist für jede Entwicklung gerüstet "

Optimismus versprüht Apples deutscher Statthalter Ralph M. Deja: " Zwar ist noch nicht abzusehen, wann die Branche in eine neue Wachstumsphase eintreten wird, doch ist Apple mit auf 255 Millionen Dollar gestiegenen Barreserven für jede denkbare Entwicklung gerüstet ." Zahlen zu ihrer Geschäftsentwicklung wollte die Apple-Tochter in München nicht nennen . Es hieß lediglich, der Umsatz liege in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 1985 30 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Deja dementierte ferner Äußerungen des " heute journal " im ZDF, daß " Apple an der Spitze der 400 Heimcomputerhersteller stehe, die von der Pleite bedroht sind ". Richtig sei jedoch, daß in der Branche ein Ausleseprozeß begonnen habe.

Apple Computer Inc. erwartet für das kommende Weihnachtsgeschäft eine nachlassende Nachfrage nach Mikrocomputern. Nicht zuletzt deshalb will das Unternehmen während der nächsten sechs Monate das strikte Ausgabenkontrollprogramm beibehalten. Wie John Sculley, Präsident und Chief Executive Officer von Apple, vor Analysten erklärte, werden die " harten Zeiten " für die Hersteller von Computern noch bis gut in das nächste Jahr hinein anhalten.

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr werde Apple keine hohen Lagerbestände für das Weihnachtsgeschäft aufbauen, sagte der Präsident weiter. Obwohl das Geschäft 1984 noch recht gut verlaufen sei, hätten die Händler danach noch über hohe Bestände verfügt und ihre Neubestellungen drastisch eingeschränkt. Im Rahmen der Apple-Strategie, den Break-even-point zu senken, könne man kein solches Lagerrisiko mehr eingehen. Lieber kalkuliere man ein bei einer plötzlich stark anziehenden Nachfrage nicht mehr liefern zu können.

Apple beabsichtige, die derzeit geringen Werbeaufwendungen wieder zu steigern. Allerdings schränkte er ein, es sei nicht sehr sinnvoll " in einer Zeit, wenn die Industrie Pause macht ", umfangreiche Mittel für die Werbung aufzuwenden.

Stärker pflegen will Apple künftig auch das internationale Geschäft, sagte Sculley weiter. Vor kurzem sei zu diesem Zweck ein Vertrag für den Export von Computern in Länder, die seitens der USA mit Handelsbeschränkungen belegt sind, vereinbart worden. Durch die Belieferung dieser Länder wie die Sowjetunion könne zwar nicht die Stückzahl der Apple-Computer deutlich gesteigert werden, Eher handele es sich bei dem Schritt um ein " strategisches Vorgehen " und nicht um die Möglichkeit, schnell Gewinn zu machen.