Kampf um den Markt der Arbeitsplatzrechner ist voll entbrannt:

Apollo spielt mit den Workstation-Muskeln

28.02.1986

FRAMINGHAM (CWN) - Für mindestens ein Jahr im voraus ist kein eindeutiger Gewinner im Markt für Workstations auszumachen. Branchengurus jedoch orakeln, daß sich die zwei stärksten Kontrahenten den größten Teil des Marktkuchens aufteilen werden. Zwei weitere Kombattanten halten einen schrumpfenden wenn auch beachtlichen Anteil.

Diese Woche stellte die Apollo Computer Inc. in Chelmsford nichts weniger als ein "völlig neues Rechner-Environment" vor. Die fünf Jahre alte Gesellschaft hat große Anstrengungen zur Konzeption neuer Produkte unternommen, um ihre prominente Stellung in einem früher beherrschten Markt zurückzugewinnen.

In den vergangenen Monaten sah Apollo seine Position durch Rivalen wie Digital Equipment, IBM und Sun Microsystems bedroht. Der Kampf um einen Markt im Wert von 700 Millionen Dollar hat sich damit verschärft.

Analysten bezeichnen IBM und DEC als die großen Gewinner auf dem Markt für Workstations, dicht gefolgt von Apollo und Sun. Das Feld runden eine Anzahl von Mini-Anbietern, kleinen Spezialfirmen und eine Handvoll ambitionierter PC-Hersteller ab.

Jedoch wird mindestens für das kommende Jahr keine klare Aussage zu machen sein, ließen die Marktbeobachter verlauten. In der Zwischenzeit müssen Anwender mit verbreiteter Konfusion damit rechnen, daß die Anbieter ihre jeweiligen Erzeugnisse pushen und den Wettbewerb schmähen werden. Allein in den letzten beiden Januarwochen stellten DEC, Sun und IBM wichtige Neuheiten vor und die jeweilige Konkurrenz zog mit Seitenhieben auf das Angebot die Aufmerksamkeit auf sich. Wenn sich der Pulverdampf verzogen haben wird, sehen die meisten Analysten den Markt zu 80 Prozent aufgeteilt unter DEC, IBM, Apollo und Sun. DEC kann dabei natürlich auf seine große installierte Basis im technischen Sektor aufbauen. Das Unternehmen hat nicht nur eine folgsame Anhängerschaft unter VMS-Usern, sondern hat sich auch dem Betriebssystem Unix verschrieben, welches schnell zum Grundstein beim Bau von Workstations geworden ist.

Risc-Maschine der IBM soll Schub erzeugen

IBM hat nicht so ein intimes Verhältnis zur Welt der Ingenieure, verfügt aber über umfassende Ressourcen, um in diesem Rennen aufzuholen. Und sie hat außerdem Erfahrung in Marketing-Angelegenheiten. Von IBM wird ein deutlicher Schub durch den RT-Personal-Computer über die Einzelhandelskanäle erwartet. Der Rechner kostet gegenwärtig einen Basispreis von rund 16 500 Dollar. Diese Strategie wird wahrscheinlich die Preise für Workstations bis zu einem Punkt drücken, wo DEC nicht mehr mithalten kann.

Der Erfolg von DEC wird nach Ansicht der Analysten wohl im mittleren Leistungsbereich liegen, obwohl das Unternehmen Geräte mit Monochrombildschirm am unteren Ende des Preisspektrums ebenso anbietet wie High-End-Systeme. Im mittleren Preis- und Leistungsbereich liegen vor allem Anwendungen wie Elektronikentwurf. "Der Bereich wurde von der Apollo DN 560 beherrscht", sagte Robert Herwick vom Marktforschungsinstitut Hambrecht und Quist. "Aber in diesem Marktsegment ist vieles Glaubenssache. Wenn jemand aus einer VMS-Umgebung kommt, wird er wahrscheinlich jetzt bei DEC landen."

Apollo wird sich im High-End-Markt recht gut behaupten können, meinen die Druiden. Dieser Teil des Marktes liegt jenseits des Religiösen, denn es stellt die höchsten Anforderungen an Grafik- und Netzwerkfähigkeiten für den Zugriff auf gemeinsame Ressourcen. "Apollo ist wirklich das Beste hinsichtlich Networking und Farbgrafik", kommentierte James Myer, ein Analyst aus Philadelphia. "Es bleibt der Cadillac in einer Welt, wo DEC und IBM weit mehr Chevrolets und Fords verkaufen".

Apollo jedoch trägt sich mit Plänen, das ganze Spektrum anzubieten. Ein Firmensprecher erklärte, die aktuelle Ankündigung schließe "eine Low-End-Synthese aus PC und Workstation" ein sowie ein Gerät für den mittleren Bereich mit geboosteten Grafikfähigkeiten, basierend auf neuester Technologie, und ein High-End-Modell, welches "nahe an Supercomputerleistung" heranreiche.

Es muß sich noch erweisen, ob Apollo ein Faktor in allen drei Segmenten bleiben wird. "Apollos einzige Chance ist, sich hochgradig zu spezialisieren, wie es Prime Computer vorgemacht hat. Eine Schrotflintenlösung wäre fatal", sagte Analyst Thomas Rooney von Donaldson, Lufkin & Jenrette.

Ein konkreteres Problem für Apollo ist allerdings im Moment sein Image, geschlossene Systeme zu bauen. Das Domain-System verteilter Rechnerleistung, einst die Stärke des Hauses, hat sich gegenwärtig zu seiner schwächsten Seite entwickelt. Obzwar Domain als beste Workstation eingeschätzt wird - ein Analyst beschrieb es als "eloquent - ist es nicht kompatibel mit anderen Computersystemen. Unterdessen hat Sun seine Position verbessert, indem es das wettmachte, was Apollo versäumt hat: Sun hat ein System angeboten, das in einer heterogenen Umgebung arbeiten kann.