Thema der Woche/Mit Emi neuen Übernahme-Coup gelandet

AOL wächst und weitet seine Geschäftsfelder aus

28.01.2000
SAN FRANZISKO (IDG) - America Online (AOL) legt für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2000 das stärkste Ergebnis seiner Firmengeschichte vor. Zeitgleich macht der kürzlich erworbene Medienkonzern Time Warner durch den Kauf des Musikverlags Emi von sich reden.

Weiter im Aufwind befindet sich der Online-Dienst AOL. Das belegen die Zahlen für das am 31. Dezember 1999 beendete zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2000, die das Unternehmen nach der spektakulären Nachricht über die Fusion mit dem Unterhaltungskonzern Time Warner jetzt präsentierte.

Umsatzplus von 41 ProzentDer Online-Dienst konnte den Umsatz um 41 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar steigern (Vorjahr: 1,1 Milliarden Dollar). Ohne einmalige Aufwendungen beträgt der Gewinn nach Steuern 224 Millionen Dollar (1999: 86 Millionen Dollar). Das entspricht einem Ergebnis je Aktie von neun Cent - AOL liegt damit einen Cent über den Erwartungen der Analysten.

Auch bei den Mitgliederzahlen konnte der Dienst zulegen: Tochterfirmen wie Compuserve 2000 mitgerechnet, zählt das Unternehmen 23,8 Millionen Abonnenten. AOL selbst konnte im letzten Quartal 1,8 Millionen neue Kunden registrieren, für Europa meldet das Unternehmen die Rekordzahl von 3,1 Millionen Nutzern.

AOL-Boss Steve Case kommentierte, dies sei ein "bedeutsamer Zeitpunkt" für sein Unternehmen. Er fügte hinzu: "Der Erwerb von Time Warner bedeutet einen kühnen Schritt, um unsere Führung in der nächsten Welle des explosiven Internet-Wachstums auszubauen." Dazu beitragen dürfte auch die Akquisition des Musikkonzerns Emi Group durch Time Warner. Durch die Transaktion im Wert von 20 Milliarden Dollar entsteht mit der Warner Music Group die Warner Emi Music, aller Voraussicht nach die künftige Nummer eins der Musikbranche.

Für AOL erschließt sich dadurch eine weitere erstklassige Content-Quelle für seine Online-Angebote, denn Emi hat Künstler wie die Rolling Stones, die Spice Girls oder David Bowie unter Vertrag. Die neue Tochter wiederum verfügt dank AOL über erstklassige Werbe- und Vertriebskanäle. Time-Warner-Boss Gerry Levin hat bereits angekündigt, das neue Unternehmen wolle den digitalen Download von Musikdateien aus dem Internet vorantreiben.

Für Ärger sorgt der Deal höchstwahrscheinlich bei Bertelsmann: Konzern-Boss Middelhoff hatte unlängst angekündigt, man wolle einen großen Musikverlag kaufen, um nach Möglichkeit die weltweite Führung auf diesem Gebiet zu übernehmen. Emi hätte sich dafür angeboten - da AOL/Time Warner schneller war, wird Bertelsmann sich jetzt nach einem Ersatz umsehen müssen.

AOL will unterdessen in Deutschland die Zusammenarbeit mit dem Web-Auktionshaus Ebay intensivieren. An "prominenten Stellen" will der Online-Dienst mit Bannern, Buttons und anderen Links auf das Angebot der Versteigerer hinweisen.