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AOL: Bundesregierung soll Telekom-Anteile verkaufen

15.05.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - AOL Deutschland hat die Bundesregierung aufgefordert, sich "möglichst bald aus dem Telekommunikationsmarkt zurückzuziehen und ihre Anteile an der Deutschen Telekom AG zu verkaufen". Wie der Geschäftsführer von AOL Deutschland, Uwe Heddendorp, am Sonntag erklärte, "sei eine schlagkräftige Regulierungsbehörde von Nöten". Nur so könne ein funktionierender Wettbewerb im TK-Markt sichergestellt werden. "Andernfalls wird ein von der Bundesregierung begünstigter Telekom-Gigant nur Trägheit verbreiten und Investitionen in Deutschlands ´New Economy´ beeinträchtigen", so Heddendorp. Für die Regierung brächte ein solcher Schritt gleich mehrere Vorteile: Durch den Verkauf der Anteile würden zusätzliche Einnahmen in den Staatshaushalt fließen. Zudem könnten wettbewerbsgefährdende Interessenkonflikte der Bundesregierung

ausgeräumt und die Volkswirtschaft gestärkt werden.

Die Erklärung des AOL-Geschäftsführers einen Tag vor der Bundestagsanhörung zum "Eckpunktepapier für die Telekommunikationspolitik" erfolgte natürlich nicht ganz uneigennützig. So forderte Heddendorp die Bundesregierung auf, die Interessen der New Economy künftig bei allen Entscheidungen der bundesdeutschen Regulierungsbehörde deutlich stärker als bisher zu berücksichtigen. Als Beispiel nannte er die britische Regulierungsbehörde, die den Bürgern eine Internet-Flatrate von unter 50 Mark ermöglicht. Um einen entsprechenden Niedrigpreis anbieten zu können, müssten alle Wettbewerber die Möglichkeit haben, von der Deutschen Telekom pauschal Ortsnetzkapazitäten einkaufen zu können. Die deutsche Sektion des Internet-Giganten AOL ist direkter Konkurrent der Telekom-Tochter T-Online, die mit knapp 4,3 Millionen Kunden Deutschlands größter Internet-Dienst ist. Mit den zwei Marken AOL und Compuserve hat AOL

Deutschland rund 1,5 Millionen registrierte Nutzer.