Zu lange Lieferzeiten, zu kurze Batterielebensdauer

Anwender kritisieren Hersteller von Notebooks und kaufen trotzdem

06.12.1996

Die Lieferengpässe sind ein Phänomen, das seit gut einem Jahr bekannt ist und an dem sich, sagen Industriebeobachter, auf die Schnelle auch kaum etwas ändern wird. So müssen Kaufwillige etwa bei Compaq und Toshiba sechs bis acht Wochen auf die Erfüllung ihrer Order warten. Für Compaqs "Armada-4100"-Modell muß der Anwender Lieferfristen bis ins nächste Jahr einkalkulieren. Bei DECs "Hi-Note-Ultra"-Notebooks, so die Erfahrung, muß man sich teilweise länger als zwei Monate gedulden. Auch die IBM benötigt sechs bis acht Wochen, um mit den Aufträgen etwa für die "Thinkpad"-Modelle "560" und "760" nachzukommen.

Hartmut Woerrlein, bei der Compaq Computer GmbH in München verantwortlich für den Notebook-Bereich, sagte, die Liefersituation müsse korrekterweise je nach Modell gesondert beurteilt werden. Bestimmende Faktoren seien hier auch die Verfügbarkeit von Komponenten wie etwa TFT-Displays. Für Hersteller sei die Prognose der Marktentwicklung immer auch ein "Blick in eine Glaskugel".

Während die Computerhersteller die unerwartet hohe Nachfrage nach Mobilrechnern als Grund für die Wartezeiten angeben, glauben Brancheninsider, daß die Lieferanten absichtlich nur eine limitierte Zahl der neuen, leistungsfähigen Notebooks produzieren. Mit dieser Strategie wollten sie verhindern, daß sie auf ihren älteren Produktlinien sitzenbleiben. Gegen diese Darstellung wenden sich die Computerbauer allerdings.

Eine Untersuchung des US-Beratungsunternehmens H&M Consulting aus Sunnyvale, Kalifornien, unter 2000 Laptop-Benutzern in den USA und Europa will herausgefunden haben, daß Benutzer solcher Maschinen mit diesem Rechnertyp sehr unzufrieden seien. Während nämlich Hersteller immer ausgefeiltere Technologien in die Systeme integrierten, seien dem Anwender eine lange Lebensdauer der Batterie und einfache Konfiguration viel wichtiger.

Obwohl die Benutzer also mit den Herstellern hadern, scheint eine Marktstudie der International Data Corp. (IDC) zu belegen, daß zumindest jenseits des großen Teichs die Notebook-Verkäufe erheblich ansteigen werden: Die Stückzahl abgesetzter Portables wird 1997 nach Erkenntnissen der IDC um 34 Prozent auf 4,8 Millionen Rechner zunehmen.