"Advodat" auf mittlerer Datentechnik von Kienzle:

Anwaltssoftware mißt Leistungen der Kanzlei

31.05.1985

Hart umkämpft wird derzeit der schnell wachsende Softwaremarkt für Rechtsanwaltskanzleien Notariate. Einige Anbieter versuchen sich mit Preis-Dumping zu behaupten, andere setzen auf die bessere Qualität ihrer Programme.

Neben einer Mikrocomputer-Lösung mit Olivetti-Geräten bietet das Münchner Softwarehaus "Advodat" an, das auf die Computer der Kienzle Produktfamilie MCS 9100 getrimmt ist.

Grundlage für eine erfolgreiche Arbeit mit diesem Produkt ist wie bei jeder Anwaltssoftware die umfassende Speicherung aller Stammdaten. Dabei werden die Informationen über Mandant, Gegner, Beteiligte und das Mandat selbst nur einmal zentral angelegt und stehen dann für alle Anwendungsbereiche zur Verfügung.

Allerdings fehlt auch bei "Advodat" bislang noch die Möglichkeit, mandatsbezogene Ergänzungsdaten wie Unfallhergang oder Familienverhältnisse zu speichern.

Die Textverarbeitung bietet mit zeilen- und seitenumbruchvariablem Blocksatz, Trennvorschlag sowie Textbausteinen einen zeitgemäßen Qualitätsstandard. Dabei böte de Zugriff von der Textverarbeitung auf die Stammdaten die größte Chance, Rationalisierungseffekte zu erzielen. Diese Möglichkeit, Stamminformationen automatisch in die Texte einzuschließen, ist hier noch nicht ausgereizt - weder bei Standardbriefen und Textbausteinen noch bei den Individualtexten.

Der Anwender kann nur die Informationen aus den Dateien herausziehen, die von vornherein für den (..)efkopf bestimmt sind, wie Adresse, Betreff, Rubrum und Anrede. Realisiert wurde eine Integration nur bei den von "Advodat" mitgelieferten Standardbriefen.

Weitgehend automatisch werden das Mahnwesen und alle anfallenden Maßnahmen eines Zwangsvollstreckungsverfahrens bis hin zum Teilzahlungsvergleich bewältigt.

Die Ermittlung des zuständigen Einreiche- oder Vollstreckungsgerichtes erfolgt nach der Schuldnerbeziehungsweise Gläubigeranschrift anhand eines im System gespeicherten Orts-, Gerichts- und Behördenverzeichnisses. Die anfallenden Gerichtskosten und Anwaltgebühren werden errechnet und auf den entsprechenden Mandatskonten selbständig gebucht. Alle Fristen und Wiedervorlagen, die mit den verschiedenen Maßnahmen verbunden sind werden vom System ermittelt und überwacht.

Das Gebühren- und Kostenberechnungsprogramm stellt dem Bediener am Bildschirm für alle gängigen Verfahrensarten Kostenerfassungstabellen zur Verfügung, die alle möglicherweise entstandenen Gebühren aufzeigen. Nach der manuellen Auswahl der zutreffenden Gebührentatbestände wird anhand des Streitwertes das Honorar ermittelt und auf das Mandatskonto gebucht. Dabei berücksichtigt das Programm die Aufrechnung von Gebühren untereinander und die Höhe der ausgewählten Zehntel-Gebühren.

Mandats- und Finanzbuchhaltung des Programms entsprechen den Anforderungen einer Anwaltskanzlei. Die Finanzbuchhaltung wird in Form der verbesserten Einnahme-Überschußrechnung mit Monats- und Jahresabschluß geführt. Durch umfangreiche betriebswirtschaftliche Auswertungen erhält der Anwalt detaillierte Analysen über die Leistungsfähigkeit und Rentabilität seiner Kanzlei und - falls gewünscht - seiner Socii.

Fristen und Wiedervorlagetermine errechnet "Avodat" an Hand des Kalenders, unter Berücksichtigung der Gerichtsferien und gesetzlicher Feiertage. Häufig gebrauchsfähige Fristen können im System gespeichert werden; bei ihrer Benutzung wird die "Fälligkeit" vom Tagesdatum ausgehend selbständig ermittelt. Der elektronische Terminkalender erleichtert besonders größeren Kanzleien Terminabsprachen und Terminauskünfte.

Die Software "Advodat" zeichnet sich insgesamt durch eine klare durchgängige Struktur und ihre Bedienerfreundlichkeit aus. Für die einzelnen Anwendungsbereiche wurden praxisnahe Lösungen gefunden. In Verbindung mit der Kienzle-Computerserie MCS 9100 zählt "Advodat" derzeit zu den leistungsfähigen Systemen, die für Rechtsanwaltskanzleien angeboten werden.

Der zugehörige mehrplatzfähige Rechner ist als Festplatten- oder Wechselplattenversion erhältlich; in den kleineren Ausbaustufen auch als "Unter-Tisch-Gerät".

Der Hauptspeicher des Systems arbeitet rationell, ein mehrfaches Laden gleicher Programme wird vermieden.

Die Dateigrößen müssen vorgegeben werden, ihr Platzbedarf wird auf den Speicherplatten reserviert. Überschreitet eine Datei dabei ihr oberes Limit, vergrößert sie sich selbständig um einen vordefinierten Wert. Mit Hilfe von Reorganisationsläufen kann der Anwender selbst von Zeit zu Zeit die Dateien den tatsächlich vorhandenen Datenmengen anpassen. Auf diese Weise wird eine akzeptable Plattennutzung erreicht.

Das Betriebssystem ermöglicht dem Anwender komfortable Bedienung der Bildschirme und Drucker.

Ein Kennwortsystem deckt alle Anforderungen eines wirksamen Datenschutzes ab.

Die Datensicherung erfolgt durch Kopieren der Wechselplatten oder durch Magnetbandaufzeichnung.

Björn Bennert ist DV-Berater und freier Autor.

Die Arbeitsbereiche von "Advodat"

- Aktenanlage, Namens- und Beteiligungsverwaltung

- Integrierte Textverarbeitung

- Mahnwesen, Zwangsvollstreckungsverfahren

- Gebühren- und Kostenerrechnung

- Mandats- und Finanzbuchhaltung

- Wiedervorlage-, Fristenverwaltung und Terminalender