Nach dem Vorstand gehen die Bereichsleiter

Anleger verlieren Vertrauen in die T-Online-Aktie

27.10.2000
BONN (CW) - Wenig Grund zur Freude haben derzeit T-Online-Aktionäre. Bereits seit längerem dümpelt das Papier unter seinem Ausgabekurs dahin. Noch immer wird ein neuer Chef für den Online-Dienst gesucht, und es kursieren Gerüchte über eine Aufsplittung von T-Online.

Die Telekom-Tochter kommt aus den negativen Schlagzeilen nicht heraus. Nachdem das Unternehmen in den letzten Monaten zahlreiche Vorstandsmitglieder verlor, setzt sich nun der Exodus eine Ebene tiefer fort: Die Bereichsleiter für Investor Relations und die T-Online-Rechenzentren, Wolfgang Kniese und Gudrun Wittig, haben gekündigt.

Wahrscheinlich werden diese beiden Kündigungen nicht die letzten sein. Aufgrund der steigenden Verunsicherung über den künftigen Kurs der Telekom-Tochter gehört das Unternehmen mittlerweile zum bevorzugten Jagdgebiet zahlreicher Headhunter.

Will Telekom-Chef Ron Sommer seine Führungskräfte halten, so muss er bald einen neuen Vorstandschef finden und die künftige Marschrichtung des Online-Dienstes definieren. Die Telekom-Tochter dümpelt nämlich bereits seit zwei Monaten ohne Chef vor sich hin. Während sich die Mutter Telekom in Zweckoptimismus übt und davon ausgeht, im November einen neuen Topmanager zu präsentieren, sind Branchenkenner eher skeptisch. In ihren Augen dürfte es schwer fallen, einen hochkarätigen Manager für einen Job zu finden, bei dem er in der Praxis keinerlei Entscheidungsgewalt hat, weil noch immer die Bonner Konzernzentrale bei der Tochter die Zügel in der Hand hält.

Sommer muss allerdings nicht nur den Missmut der Führungsetage fürchten. Auch der Kapitalmarkt verliert angesichts der Dauerkrise das Vertrauen in die T-Online-Aktie. So bewegt sich das Papier, das Sommer beim Börsengang noch als Akquisitionswährung anpries, seit Wochen deutlich unter seinem Ausgabekurs. Und neue Gerüchte sorgen bereits für die nächste Verunsicherung. Danach bestehen in den Telekom-Etagen Pläne, T-Online in zwei Bereiche unter dem Dach einer Holding aufzusplitten. So soll etwa das internationale Geschäft von T-Online mit Club Internet und Yacom als T-Online International organisiert werden, während die Aktivitäten hierzulande unter dem Dach der T-Online Germany zusammengefasst würden. Zwar betonen Insider, dass dies nur Planspiele seien, doch ein Telekom-Vorstandsmitglied bevorzuge dieses Modell, da die Telekom so mehr Einfluss auf T-Online International habe.