Experten sind sich allerdings uneins

Angeblich ist EDS am Kauf von Debis Systemhaus interessiert

17.07.1998

Eine nebulöse Quelle und Billard-Journalismus der besonderen Art mußten herhalten, um einen vermeintlichen Knüller der DV-Branche aufzudecken. Nach Lage der Recherche hat die traditionell nachrichtenarme Sommerzeit aber möglicherweise lediglich eine Ente geboren.

Ungewohnt distanziert meldete der britische Brancheninformationsdienst "Computergram" von einem Schatz, den ein deutsches Magazin ausgegraben zu haben meinte: Danach wollte die Gazette die Engländer "glauben machen", der schwäbische Weltkonzern trage sich mit dem Gedanken, den IT-Services-Zweig der Daimler-Benz (DB) AG, der im Geschäftsfeld "Dienstleistungen" in die Daimler-Benz Interservices (Debis) AG eingebunden ist, an EDS zu verkaufen.

Als Beleg habe das deutsche Blatt eine vermeintliche Begegnung zwischen Daimlers Topmann Jürgen Schrempp und dem Vice-President von EDS, Gary Fernandes, kolportiert. Die beiden wurden angeblich auf dem Frankfurter Flughafen beobachtet. Bar weiterer Substanz habe das Magazin im weiteren über einen vermutlichen Gesprächsinhalt des observierten Kontakts spekuliert. Nach Informationen von "Computergram" hat der größte deutsche Konzern das Treffen zwischen Schrempp und Fernandes dementiert.

Offenbar, so ein Informant gegenüber der CW, hatte das Periodikum ein Manuskript bereits verfaßt. Der Beitrag zum angeblich bevorstehenden Verkauf sei aber wegen des Dementis von Klaus Mangold, dem Vorstandsvorsitzenden der Debis AG, wieder zurückgezogen worden. Ein ungewöhnliches journalistisches Verfahren, insbesondere deshalb, weil Teilinformationen des Textes dann aber im nachhinein den Weg nach England fanden und so offensichtlich an die Öffentlichkeit gebracht werden sollten.

Ein Sprecher der Debis AG dementierte gegenüber der CW ebenfalls die Gerüchte um einen geplanten Verkauf des mittlerweile 10000 Mann starken IT-Dienstleistungs-Bereichs, der im Geschäftsjahr 1997 rund 3,2 Milliarden Mark Umsatz erwirtschaftete. Auch der Konzernbetriebsratsvorsitzende der Debis AG, Herbert Schiller, winkte ab.

Nahrung bekommen Gerüchte um denkbare Strategieausrichtungen der Debis Systemhaus GmbH spätestens seit der Trennung von der französischen Cap Gemini Sogeti S.A. im Juli vergangenen Jahres. Seitdem sucht Mangold intensiv nach Möglichkeiten, seiner DV-Service-Truppe ein Entree in den weltweiten IT-Dienstleistungs-Markt zu verschaffen. Aus eigener Kraft, so ein Informant, werde Debis Systemhaus den Sprung unter die Großen dieser Welt aber nie schaffen. Aus diesem Grund hätten in der Vergangenheit intensive Verhandlungen mit denkbaren Partnern auch aus Europa stattgefunden. Alle Anbandelungsversuche - unter anderem mit Siemens Business Services (SBS) - seien aber gescheitert.

Ein weiterer mit Debis sehr eng verbundener Informant sieht in einer Akquisition von Debis Systemhaus durch EDS "hochinteressante Potentiale". Ein zusammengeführtes Unternehmen würde in Deutschland, Europa und weltweit zum größten Outsourcer wachsen. Für eine Herauslösung aus der Debis AG spreche ferner die Firmenstrategie von DB-Topmann Schrempp, den Konzern mit dem Nobelmarken-Image wieder auf seine ursprüngliche Stärke, den Automobilbau, konzentrieren zu wollen.

Für Felix Hamann, Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens Input Deutschland GmbH, sind die Gerüchte um das Debis Systemhaus ebenfalls nicht schlankweg vom Tisch zu wischen: "Wer in der Angebotsphase bei Ausschreibungen auch am Schluß mitbieten will, der muß eine globale Präsenz vorweisen können." Potentielle Kunden von Debis Systemhaus seien, wenn auch nicht international tätig, so doch global ausgerichtet mit einem Netzwerk aus Zulieferern und eigenen Kunden. Die Position von Debis als nur lokal bedeutender Mitspieler sei auf längere Sicht nicht durchzuhalten.

Nach der Trennung von Cap Gemini wäre es, so Hamann weiter, eine natürliche Fortsetzung der Unternehmenspolitik von Daimler-Benz, sich nun auch von der IT-Servicesparte, also von Debis Systemhaus, zu trennen. EDS würde sich mit dem Deal einen Einstieg in den Riesenkonzern Daimler-Benz/Chrysler verschaffen.

Hiergegen spricht allerdings, daß EDS mit General Motors einen bis zum Jahr 2006 datierten Vertrag als alleiniger IT-Dienstleister beim größten Autokonzern der Welt besitzt. Andreas Pestinger von der Meta Group kann sich kaum vorstellen, daß zwei am Weltmarkt direkt konkurrierende Autokonzerne ihre Entwicklungs- und Betriebsgeheimnisse ein und demselben Outsourcer anvertrauen würden.