Gene Amdahl tritt mit fehlertoleranten PCMs an

Andor will bis zum Jahresende 3090-IBMulator präsentieren

27.04.1990

CUPERTINO (CW) - Gene Amdahl will Big Blue in seiner wichtigsten Domäne herausfordern: Bis zum Jahresende wird sein neues Unternehmen Andor Systems Inc. neuartige PCM-Maschinen herausbringen. Diese "IBMulators" solIen wesentlich preisgünstiger als eine 3090 sein und in Sachen Fehlertoleranz sogar Tandem-Systeme übertreffen.

Den Andor-Ingenieuren ist es nach Angaben von Gene Amdahl gelungen, den IBM-370-Prozessor auf einem Chip-Satz aus fünf Komponenten nachzubauen. Wie Amdahl gegenüber dem britischen Branchen-Informationsdienst Computergram ausführte, sollen diese Chips zunächst von Motorola hergestellt werden. Doch den Texanern gelang es nicht, die von Andor gewünschte hohe Integrationsstufe zu erreichen. Entgegen seinem ursprünglichen Plan, einen PCM aus reiner US-Fertigung herzustellen, mußte Amdahl dann doch einen japanischen Partner hinzuziehen. Erst in den Reinsträumen der japanischen NEC Corp. gelang die Herstellung der Chips.

Die übrigen Komponenten werden aber weiterhin in den USA gebaut. Die Andor-Maschinen eignen sich in erster Linie für Unternehmen, die über keine speziellen Computerstellplätze verfügen. Aus diesem Grund sind alle Bauteile äußerst robust, die Geräuschentwicklung soll gleich null sein. Zur Kühlung der Prozessoreinheiten werden leise Ventilatoren eingesetzt.

Die IBM könnte nach Amdahls Ansicht zur Zeit zwar auch Mainframes zu günstigeren Preisen und mit mehr Leistung bauen. Der Marktführer will dies aber nicht, da er mit den teuren Mainframes die Hälfte seines Gewinns macht. Mit dem Top-end Rechner der IBM, der 3090-600, will Amdahl es zunächst noch nicht aufnehmen. Der Hersteller ist aber der Meinung, daß er in wenigen Jahren auch hier eine konkurrenzfähige Maschine bauen kann. Schließlich habe Andor zur Zeit in Sachen Parallelisierung gegenüber Big Blue einen großen Vorsprung.