Broker raten zum Kauf des Titels:

Analytiker prognostizieren DEC Umsatzzuwachs

08.06.1984

MAYNARD/MASS. - Die künftige Entwicklung von Digital Equipment Corp. wird nach Ansicht des Brokerhauses Dean Witter Reynolds eher vom Produkt- als vom Marketingbereich abhängen. Nachdem die größten Schwierigkeiten durch eine teilweise Neuorganisation der Fertigungsstrukturen überwunden seien, gehe es nun darum, daß das Unternehmen zu einem besseren Timing bei der Einführung neuer Produkte finde.

Eine wichtige Frage sei zudem, ob es Digital gelingen werde, die Arbeitsproduktivität zu steigern und die Rentabilität zu verbessern. Mit der Einführung bereits angekündigter neuer hochleistungsfähiger Superminis ist Digital schon 18 Monate im Rückstand. Außerdem gab es Probleme bei der Fertigung von Plattenlaufwerken. Dean Witter ist darüber hinaus der Meinung, daß zu viele Mikrocomputer in einem von IBM beherrschten Markt eingeführt wurden. Gleichzeitig heißt es aber auch in einer umfassenden Unternehmensanalyse, daß sich dies alles im Kalenderjahr 1984 zum besseren wenden dürfte.

Diese Einschätzung wird mit der Einführung neuer Superminis wie zum Beispiel der VAX 11/785 und 11/810, einer auf der VAX-Architektur basierenden Workstation und der Microvax II sowie dem Professional 400 begründet. Des weiteren dürften sich umfangreiche Auslieferungen von Plattenlaufwerken und eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Rainbow 100 positiv auswirken. Gerade bei Mikros ist der Konkurrenzkampf sehr hart, und Digital dürfte seine Position in diesem Marktsegment mit der Erweiterung der internen und externen Speicherkapazität beim Rainbow gestärkt haben, zumal die Aufrüstung des Arbeitsspeichers mit keinerlei Preisanhebung verbunden war.

Obgleich der Erfolg der Mikrofamilie (Rainbow und Professional) vergleichsweise groß war, schlug dies nicht wie erwartet auf die Rentabilität durch. Entgegen den Prognosen der Unternehmensleitung wurden nämlich vom Rainbow, bei dem die Gewinnspanne deutlich niedriger liegt, weit höhere Stückzahlen abgesetzt als vom Professional. Inzwischen hat Digital aber seine Marktstrategie geändert, nachdem der Rainbow ursprünglich fast ausschließlich für die Büroautomation gedacht war, wird er jetzt, da ein großer Teil der IBM-PC-Software auf ihm gefahren werden kann, als kleiner Universalrechner angeboten. Auch mit der für 1984 erwarteten Ankündigung des Professional 400, der sowohl PDP 11 als auch die Standard-IBM-Software verarbeiten kann, würde sich DEC nach Ansicht von Marktbeobachtern im positiven Sinn der Übermacht von IBM beugen. Insgesamt dürfte der Anteil der Mikrocomputer am Gesamtumsatz des laufenden Geschäftsjahres zum 30. Juni aber lediglich bei sieben Prozent liegen. Der Beitrag dieses Geschäftszweiges zum gesamten Hardwareumsatz dürfte sich auf elf Prozent belaufen. Das Flaggschiff des Unternehmens wird wohl nach wie vor die VAX-Reihe mit einem Umsatzanteil von 24 Prozent sein.

Während im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 1984 Bestellungen und Auslieferungen um 17,5 beziehungsweise 29 Prozent zugenommen haben, kletterten diese Größen im dritten Quartal zum 31. März 1984 sogar um 34 beziehungsweise 22 Prozent. Die Umsatzsteigerungen entsprachen den Erwartungen der Analytiker, doch das Gewinnwachstum fiel angesichts eines niedrigeren Steuersatzes deutlich höher aus. Für das Geschäftsjahr 1984 rechnet Dean Witter mit einem Umsatzwachstum von 29 Prozent und für 1985 von 26 Prozent. Die Gewinnspannen sollen im laufenden Jahr ihren tiefsten Punkt überschreiten und sich 1985 wieder erholen. Vor diesem Hintergrund gibt Dean Witter Reynolds für 1984 jetzt eine Gewinnschätzung von 5,75 Dollar je Aktie ab, nachdem im Vorjahr 5,00 Dollar erzielt worden waren. Die Prognose für 1985 lautet 9,50 Dollar. Die Gewinnwachstumsrate der nächsten fünf Jahre wird mit 20 Prozent angegeben. Shearson/American Express schätzt die Gewinnentwicklung ähnlich ein und gibt für 1985 sogar ein Ergebnis von 10,25 Dollar an. Vor diesem Hintergrund raten beide Brokerhäuser zum Kauf des Titels von Digital Equipment.