Hardware-Anbietern fehlt Kapital

Analysten prophezeien großes Sterben der ISPs

10.01.1997

Neben dem Aus für viele Provider wird es heuer, so die Analysten, vor allem zahlreiche Übernahmen und Buyouts im ISP-Geschäft geben. Einen Grund für diese Entwicklung sieht Joel Maloff, President der Maloff Co. in Dexter, Michigan, in der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit der Provider: "Jetzt, nachdem sich das Internet zu einem Geschäft entwickelt hat, sind die ISPs nicht mehr konkurrenzfähig."

Seine These begründet Maloff damit, daß viele der kleineren Provider die mittlerweile von Privat- und Unternehmskunden geforderte Servicequaliät nicht gewährleisten könnten. "Als Kunde will ich wissen, daß ich rund um die Uhr Zugang zu meiner E-Mail habe", beschreibt Maloff die Einstellung der Anwender.

Maloff zufolge dürfte dies zu einem Aufkauf zahlreicher ISPs durch die großen TK-Carrier führen, die einen etablierten Internet-Kundenstamm suchen. Diese Entwicklung hat im letzten Jahr mit der Übernahme der Uunet Technologies Inc. durch den US-TK-Giganten MFS Communications Co. begonnen.

Auch Tom Nolle, President des Beratungsunternehmens Cimi in New Jersey, geht davon aus, daß von den 2500 US-ISPs rund 300 bis 400 von größeren Unternehmen übernommen werden, während der Rest in die Bedeutungslosigkeit absinke. Einen Grund hierfür sieht Nolle in der mangelnden Investitionsbereitschaft der Kapitalanleger. "Die ISPs, einst als Venture Capital Companies gefeiert, bekommen kein Geld mehr, da die Anleger bemerkt haben, daß die Unternehmen fast nichts verdienen", schildert der Analyst die Situation.

Geld bräuchten die Kleinen der Branche aber am dringendsten, um ihre technische Ausstattung zu verbessern, wenn sie den Kundenwünschen nach mehr Servicequalität nachkommen wollen. Die Talfahrt der ISPs begann nach Ansicht der Analysten mit dem Markteintritt der großen Carrier, die mit ihren Pauschalangeboten die Provider zu Preissenkungen zwangen.

Doch diese Gegenmaßnahme hatte nur kurzfristigen Erfolg. Aufgrund der günstigeren Preise abonnierten nämlich mehr Anwender einen Internet-Zugang und blieben zudem länger online - was zur Folge hatte, daß die billigen und einfach ausgelegten Netze der kleinen Provider chronisch überlastet sind.