An den Start gegangen Europe Online konzentriert sich zunaechst auf Consumer-Markt

15.12.1995

MUENCHEN (jha) - Europe Online ist gestartet. Trotz Turbulenzen bei den Gesellschaftern und einem kurzfristigen Strategiewechsel ist der Dienst ab sofort in Deutschland und England verfuegbar. In Frankreich will Europe Online in den kommenden Wochen ans Netz gehen.

Zum Start hat sich Europe Online auf den Consumer-Markt eingeschworen. "Wir werden im ersten Schritt junge, gebildete und gutverdienende Kunden adressieren", umreisst Andreas Struck, Geschaeftsfuehrer bei der deutschen Dependance in Muenchen, das Vorhaben. Deutlich ueber 100 000 Anwender sollen bereits im ersten Jahr von Angeboten wie aktuelle Nachrichten, Unterhaltung, Chat- Boxes und Foren, aufbereitet von einer eigenen, 20 Mann starken Redaktion, angelockt werden.

Der Dienst, der urspruenglich auf Basis der AT&T-Online-Software "Interchange" aufgebaut werden sollte und innerhalb von sechs Wochen auf das Internet umgestellt wurde, verfuegt ueber mehr als 130 Zugangsknoten in Deutschland. Er ist nur mit Hilfe des Net- scape-Browsers in der Version 2.0 zu erreichen. Europe Online unterhaelt in der europaeischen Zentrale in Luxemburg einen Server, der die Inhalte liefert und einen Zugang zum Internet beinhaltet. Das Gros der dort gespeicherten Seiten ist auch fuer Anwender zu beziehen, die einen Internet-Account haben. Die Angebote sind teilweise kostenpflichtig.

Doch diese Dienste werden, so der Wunsch des deutschen Geschaeftsfuehrers, ebensowenig wie die Europe-Online-Abonnements die Haupteinnahmequelle sein. "Ob Compuserve, T-Online oder America Online dem Nutzer den Internet-Zugang verschafft, ist uns gleichgueltig", gibt sich Struck selbstbewusst, "frueher oder spaeter kommt er aufgrund der Inhalte zu Europe Online." Wird der Surfer dann auf Seiten oder Angebote der Content-Provider verwiesen, kassiert Europe Online fuer die Vermittlung oder Online-Werbung vom Inhaltsanbieter ab.

Bucht der Besucher ueber das Europe-Online-Angebot eine Reise, muss der eingeschaltete Reiseveranstalter ebenfalls an Europe Online eine Gebuehr bezahlen. Von diesem Transaktionsgeschaeft und der Werbung verspricht sich der nun gestartete Online-Dienst die meisten Einnahmen. Spaeter will der Betreiber auch mit Electronic Banking Geld verdienen. Dazu laufen derzeit Verhandlungen mit verschiedenen Banken. Sind diese abgeschlossen, duerfte Europe Online auch vermehrt professionelle Anwendern adressieren.

Als Content-Provider treten derzeit Unternehmen wie der ADAC, Deutsche BA oder der Otto-Versand auf. Inhalte wird auch das Nachrichtenmagazin "Focus" liefern, das wie Europe Online im Burda Verlag erscheint. Burda ist gegenwaertig in Deutschland neben der europaeischen Mutter der einzige Gesellschafter, nachdem vor wenigen Wochen der Springer Verlag abgesprungen und bei AOL eingestiegen ist.