Amerikaner wollen sich als Multimedia-Spezialisten etablieren Die Fusion der Spea AG mit Diamond Computer ist perfekt

08.12.1995

MUENCHEN (CW) - Die Spea AG ging nach fast zehnjaehrigem Bestehen am 16. November per Aktientausch in den Besitz des US-Unternehmens Diamond Computer Systems Inc. ueber.

Aufatmen koennen die Spea-Vorstaende Uli Seng und Hans-Christoph Wolf, die sich durch die Fusion mit den Kaliforniern von der jahrelangen Kapitalknappheit befreiten. Der traditionell zum Jahresende aufgelaufene Auftragsbestand laesst sich nun dank der Finanzkraft der neuen Spea-Eigentuemer schneller abarbeiten, als dies bisher durch den von deutschen Banken eingeraeumten Kreditrahmen moeglich gewesen waere. So soll die neue Muttergesellschaft 100000 Grafikbeschleuniger von S3 besorgt haben, die Spea - zumindest nicht so schnell - alleine nicht haette beschaffen koennen. Das ist das Fazit, das Finanzvorstand Wolf anlaesslich der Vorstellung des neuen Managements in Muenchen zog (siehe auch Kommentar auf Seite 57).

Der Wert der bayerischen AG wurde auf 100 Millionen Mark festgelegt. "Fuer deutsche Verhaeltnisse ist das eine enorm hohe Bewertung, aus US-amerikanischer Sicht eine eher niedrige", erklaert Wolf den Kaufpreis. Die Spea-Eigentuemer erhalten fuer eine Aktie zehn von Diamond. Die Amerikaner gaben 2087694 eigene Anteilsscheine ab. Zum Zeitpunkt der Uebernahme lag der Kurs der US-Aktie bei rund 34 Dollar. Im Zuge der Uebernahme traten die bisherigen Spea-Vorstaende zurueck. Ab sofort lenkt David Bonaker, Diamonds Vice-President fuer Logistik und Product Launch, die Geschicke der Firma.

Unklar ist allerdings noch die buchhalterische Abwicklung der Finanztransaktion. In den kommenden Monaten muss auch ueber die Rechtsform von Spea entschieden werden, die sich aus steuertechnischen Gruenden moeglicherweise in eine GmbH & Co. KG umwandeln wird.

Spea-Gruender Seng entschloss sich fuer Diamond als Fusionspartner, da starke Synergieeffekte zu erwarten seien. Neben dem gutgefuellten Portemonnaie - rund 200 Millionen Dollar - haetten die Amerikaner Vorteile bei Einkauf und Logistik vorzuweisen, ein Punkt, "bei dem es bei uns immer haperte". Zudem gebe es bei der Produktpalette nur bei Standard-Grafikkarten und MPEG-Soundkarten Ueberschneidungen. "Spea kann ausserdem Produkte fuer Digitalvideo und High-end-Grafik anbieten, waehrend Diamond noch Multimedia-Kits fuer Spiele sowie Kommunikationsprodukte im Sortiment fuehrt."

Diamond-Chef William Schroeder will sein Unternehmen zum fuehrenden Allroundanbieter im Multimedia-Bereich machen. Mit Spea akquirierte er in diesem Jahr bereits die zweite Firma. Zuvor wurde fuer 54 Millionen Dollar der Modemhersteller Supra Corp. uebernommen, der besonders im Apple-Markt aktiv ist.