AMD meldet Umsatz- und Gewinnsteigerung Intel gewinnt den Rechtsstreit ueber ICE-Code fuer Prozessoren

28.10.1994

MUENCHEN (CW) - Die US-Richterin Patricia Trumbull hat entschieden, dass der Intel-Konkurrent Advanced Micro Devices Inc. (AMD) nicht berechtigt ist, sogenannten ICE-Mikrocode zu kopieren und in "Am486"-Prozessoren zu verbreiten. AMD hat nach eigenen Aussagen bereits begonnen, Prozessoren zu produzieren, die den beanstandeten Teil des Codes nicht enthalten.

Der In-Circuit-Emulation-Mikrocode wird vornehmlich in Debugging- Systemen fuer Tests verwendet. AMD nutzte ihn ferner fuer die auf ihren DXL-Prozessoren aufgebrachte System-Management-Mode-(SMM- )Funktionalitaet, und zwar vor allem fuer die Realisierung einer oekonomischen Stromversorgung.

William Sanders, Chairman und CEO von AMD, erklaerte, sein Unternehmen habe die Produktion und den Verkauf der DXL-Produkte gestoppt sowie die entsprechenden Lagerbestaende zerstoert. Das betrifft die Fuenf-Volt-DXL- sowie die Drei-Volt-DXLV-Chips. Sanders wies darauf hin, dass von insgesamt fast vier Millionen ausgelieferten Am486-CPUs lediglich fuenf Prozent die strittige SMM-Technologie nutzten.

Der Richterinnenspruch bedeutet zunaechst einmal, dass sich AMDs Eintritt in den Markt der tragbaren Rechner verschieben wird. Sanders meinte hierzu, man werde den fuer den Notebook-Markt bestimmten 486-SL-Prozessor mit 100 Megahertz Taktrate erst im ersten Quartal 1995 vorstellen.

Die Digital Equipment Corp. (DEC), die in ihrer schottischen Halbleiter-Produktionsstaette in South Queensferry AMD-Chips fertigt, habe bereits neue Baender mit dem um den ICE-Code verminderten Mikrocode erhalten und koenne mit der Produktion von Am486-Chips fortfahren.

Sanders bestaetigte, dass AMD den Intel-Prozessor 486 im Reverse- Engineering-Verfahren Bit fuer Bit kopiert habe. Hierzu haetten auch die 12 032 Bits gehoert, die den ICE-Code ausmachen. Das entspreche weniger als fuenf Prozent des gesamten Prozessor-Mikrocodes.

AMD: Intel ist kein Schaden entstanden

Allerdings, so der AMD-Chef weiter, habe man den ICE-Code in den "Standardprodukten nicht benutzt" - einschraenkend muss gesagt werden, mit Ausnahme der SMM-Produkte. Auch haetten Abnehmer von AMD keine Moeglichkeit gehabt, den ICE-Code zu aktivieren. Intel sei somit auch kein Schaden aus der von der Richterin festgestellten Lizenzverletzung entstanden.

Intel will AMD noetigenfalls per einstweiliger Verfuegung daran hindern, Prozessoren auszuliefern, die noch den ICE-Code enthalten.

AMD meldete zudem seine Geschaeftsergebnisse fuer das dritte Quartal des Fiskaljahres 1994 (Ende: 25. September 1994). Danach verzeichnete der Halbleiterhersteller in den drei Monaten einen Umsatz von 543 Millionen Dollar, ein operatives Einkommen von 135 Millionen Dollar sowie ein Nettoergebnis von 86,7 Millionen Dollar.

Im Vergleich zum dritten Quartal des Geschaeftsjahres 1993 (418 Millionen Dollar) bedeutet dies eine Umsatzsteigerung von 30 Prozent. Das operative Einkommen nahm um 66 Prozent zu (81,5 Millionen Dollar), das Nettoergebnis stieg um 41 Prozent (61,3 Millionen Dollar). Gegenueber dem zweiten Quartal 1994 (533,3 Millionen Dollar) wuchs der Umsatz zwar um zwei Prozent. Das operative Einkommen und das Nettoergebnis sanken aber um zwei beziehungsweise sieben Prozent.

Fuer die ersten neun Monate 1994 verzeichnete AMD einen Gesamtumsatz von 1,6 Milliarden Dollar, was gegenueber dem gleichen Zeitraum von 1993 einer Steigerung von 29 Prozent entspricht. Auch das Nettoergebnis in dem genannten Zeitraum lag hoeher als 1993: um 41 Prozent bei 264,5 Millionen Dollar.