Amazons geheimes IoT-Netzwerk

Amazon öffnet Sidewalk-Netz für Entwickler

03.04.2023
Von Mike Elgan
In den USA lädt Amazon jetzt Entwickler dazu ein, Apps und Geräte für sein IoT-Netzwerk Sidewalk zu entwickeln.
Amazon öffnet in den USA sein IoT-Netzwerk Sidewalk für Entwickler.
Amazon öffnet in den USA sein IoT-Netzwerk Sidewalk für Entwickler.
Foto: metamorworks - shutterstock.com

Hierzulande eher unbemerkt, hat Amazon mit Sidewalk in den letzten Jahren in den USA ein landesweites, drahtloses IoT-Netzwerk geschaffen. Jetzt lädt Amazon dazu auch Entwickler ein und hat dazu Software- und Hardware-Entwicklungskits sowie ein Testkit zur Überprüfung der Connectivity offiziell vorgestellt.

WAN für IoT

Bein Sidewalk handelt es sich um ein stromsparendes Wide Area Network (WAN) für IoT-Geräte. Es ist für die Übertragung kleinerer Datenmengen konzipiert. Amazon führte den Dienst 2021 in den USA für ausgewählte Partner ein.

Laut Amazon wurde so in kurzer Zeit ein landesweites, kostenloses, drahtloses Netz geschaffen, das 90 Prozent der US-Bevölkerung erreicht. Doch die Angaben sind mit Vorsicht zu genießen, wie ein Blick auf die Karte mit der Netzabdeckung zeigt.

Weiße Flecken im Mittleren Westen

Mit eine guten Netzabdeckung kann Sidewalknämlich lediglich im Osten des Landes aufwarten. Der Mittlere Westen zeichnet sich dagegen primär durch weiße Flecken ohne Netzabdeckung aus. Dazu. Ob und wann Amazon Sidewalk auch außerhalb der USA offerieren wird, machte der Konzern bislang keine Angaben.

Kostenlos ist Sidewalk gleich im doppelten Sinne. Zum einen zahlen die Endbenutzer nichts für die Nutzung, zum anderen ist, beziehungsweise war der Netzaufbau auch für Amazon kostenlos. Der Konzern musste lediglich die Nutzungsbedingungen für Geräte wie Echo-Lautsprecher, Kameras oder Ring Floodlight ändern.

So funktioniert Sidewalk

Die Netzabdeckung von Sidewalk.
Die Netzabdeckung von Sidewalk.

Schließlich gibt jeder Benutzer eines solchen Gerätes bis zu 500 MB seines eigenen Internet-Zugangs pro Monat für Amazon und die Sidewalk-Verwendung frei. Und diese ist bei der Geräteauslieferung in den USA standardmäßig voreingestellt.

Gerätewie die Echo-Lautspreche fungieren dabei als Sidewalk-Bridges (auch Sidewalk-Gateways genannt), die jedes Sidewalk-Gerät (auch Sidewalk-Endpunkte genannt) in Reichweite mit den Amazon-Servern über den heimischen Internet-Zugang verbindet. Zu letzteren zählen etwa Tile-Tracker.

Die Funktechnik

Hierzu verwendet Sidewalk mehrere drahtlose Technologien: Bluetooth Low Energy (BLE) für kurze Entfernungen, LoRa für große Entfernungen (bis zu einer halben Meile Entfernung) sowie den Frequenzbereich 900 MHz. Die Endpunkte wählen je nach Entfernung und anderen Faktoren automatisch die beste Technologie aus und sorgen für einen automatischen "Lastausgleich" der Bandbreitennutzung zwischen den Bridges in Reichweite.

So verdient Amazon Geld

Aber Amazon wäre nicht Amazon, wenn der Konzern nicht doch eine Möglichkeit gefunden hätte, mit Sidewalk Geld zu verdienen. Zwar ist Sidewalk für die Endnutzer kostenlos, nicht aber für die Anbieter von Geräten und Services.

Die müssen nämlich AWS nutzen, wenn sie Sidewalk-kompatible Geräte bauen wollen. Schließlich ist Sidewalk nativ in Amazons-AWS-IoT-Core-Service integriert. So verdient dann Amazon letztlich auch mit Sidewalk Geld.

Einsatzmöglichkeiten von Sidewalk

Erste Sidewalk-fähige Geräte sind bereits auf dem Markt. Netvox verkauft beispielsweise ein Sensor-Cluster für den Heimbereich, um Klimaanlagen zu überwachen und Wasserlecks festzustellen. Meshify stellt Sensoren zur Erkennung von Wasserlecks her. New Cosmos bietet einen Gasalarm an. Primax vertreibt ein intelligentes Türschloss. DeNova stellt Erdgas-Alarmanlagen her. MerryIoT bietet Luftqualitäts- und Optionssensoren an.

Optimisten träumen in den USA bereits von per Sidewalk vernetzten Mülleimern, Lieferrobotern, Flottenmanagement etc. Ihre Meinung begründen sie damit, dass Sidewalk die IoT-Connecitivity-Probleme für viele US-Unternehmen löse. Probleme, die es in dieser Form angesichts des breiten Angebots an IoT-, M2M-, NB-IoT-Diensten in Europa nicht geben dürfte.