55 000 IBM-PCs und 10 000 AT&T-Rechner geordert

Amadeus und Pan Am rüsten im Workstation-Bereich auf

18.05.1990

MADRID/NEW YORK (CW) - Bei der Amadeus Global Travel Distribution S.A., Madrid, fielen die Würfel erneut zugunsten von IBM. Big Blue soll für das Reisevertriebs-System insgesamt 55 000 PCs bereitstellen. Im Bereich der Luft. fährt erging dieser Tage aber auch an AT&T ein Großauftrag von der US-Airline Pan Am über die Lieferung von 10 000 Workstations und Gateways.

Amadeus beabsichtigt, die IBM-PCs innerhalb der kommenden drei Jahre in den angeschlossenen Reisebüros sowie in den Offices der Amadeus-Partnergesellschaften zu installieren. Der Vertragswert wird legt man Marktpreise zugrunde - mit zirka 400 Millionen US-Dollar beziffert.

Das neuerliche Abkommen erstreckt sich auf die Dependancen in nahezu allen europäischen Ländern sowie in Afrika, Amerika und Asien. Vorgesehen ist der Einsatz von PS/2-Rechnern, die entweder mit MS/ DOS, OS/2 oder AIX als Betriebssystem betrieben werden können.

Die mit dem Amadeus-Logo oder dem Markenzeichen der jeweiligen Partnerorganisation gekennzeichneten PC-Systeme sind so angelegt, daß sich auf ihnen die Reise-Management-Software "Amadeus Pro", zunächst als "Tams" (Travel Agency Management System) bekannt geworden, einsetzen läßt.

Installation und Wartung der Anlagen erfolgt durch die örtlichen Amadeus- und IBM-Organisationen. Um den multinationalen Kunden gerecht werden zu können, hat IBM ein weltweites Koordinationsteam auf die Beine gestellt. Hans-Dieter Färber, Senior Vice-President von Amadeus, hat in bezug auf die jetzt getroffene Vereinbarung vorrangig die Finanzen im Auge: "Amadeus gibt diese Übereinkunft besonders deswegen gerne bekannt, weil sie für alle unsere Partner in der Reiseindustrie einen wichtigen Kostenvorteil mit sich bringt. Wir können Einsparungen an die Reisebüros, die Amadeus-Systeme in ihren Büros installieren, weitergeben."

Die Pan American World Airways (Pan Am) dagegen ließ die IBM im Workstation-Bereich abblitzen. Die Entscheidung für AT&T war insofern erstaunlich, weil der Luftfahrtgesellschaft ausdrücklich an einem Anbieter mit einer weitverzweigten globalen Infrastruktur mit adäquaten Serviceleistungen gelegen war.

IBMs Service- und Preispolitik erwies sich jedoch offenbar als nicht flexibel genug. So erklärte Robert Wagner, Vizepräsident für Informations-Dienste bei Pan Am: "IBM entschloß sich, einen sehr hohen Preis für ein Produkt zu erzielen und konnte nicht den globalen Service gewährleisten, der aus unserer Sicht hierfür notwendig gewesen wäre." Big Blue sei zudem nicht daran interessiert gewesen, auch für Rechner anderer Anbieter mit Suppport-Leistungen aufzuwerten.

Die US-Luftfahrtgesellschaft hat sich bei ihrer Entscheidung reichlich Zeit gelassen. So dauerte es immerhin ein Jahr, bis AT&T als Sieger aus dem Rennen um den Workstation-Auftrag hervorging. Zu den weiteren Mitstreitern zählten neben Big Blue Unisys, NCR und Westinghouse.

Bei den Systemen, die nun implementiert werden sollen, handelt es sich um 9000 Diskless-Workstations vom Typ 6386 und zusätzliche weitere Einheiten mit der Bezeichnung 6386/25, die als Gateway in 100 auf der ganzen Welt verteilten "Stützpunkten" fungieren sollen. Den Auftakt gibt eine entsprechende Installation in Orlando/Florida. AT&T peilt zunächst Zweigstellen mit einem hohen Geschäftsaufkommen in den Vereinigten Staaten an und will in einer zweiten Stufe europäische Städte wie London, Paris und Frankfurt bedienen.

Alles in allem werden fünf Jahre bis zur Betriebsbereitschaft sämtlicher georderter Workstations verstreichen. Das Auftragsvolumen umfaßt 40 Millionen US-Dollar. Die neuen Systeme gesellen sich zu bereits vorhandenen intelligenten Terminals und PCs an den Flughäfen - insgesamt 8500 an der Zahl.

Ein Austausch der Airport-Bildschirme steht also nicht auf dem Programm, vielmehr soll das bestehende "Panamac Reservation System" erweitert beziehungsweise ergänzt werden. Als Host-Facility für die neuen Konfigurationen stehen Rechnersysteme in Rockly/New Jersey zur Verfügung.

AT&T will die neuen Arbeitsstationen mit 1 MB RAM und Communications-Boards von Proteon ausrüsten. Bei den Gateway-Maschinen kommt man mit dieser Kapazität hingegen nicht aus: Hier sind 2 MB RAM-Speicher, 40 Megabyte Plattenkapazität und ein Kommunications-Coprozessor von Nöten. Hinsichtlich des Netzwerk-Betriebssystems favorisiert Pan Am eine eigene Lösung, die sich aber über Interfaces mit Token-Ring-Netzen von IBM verbinden läßt.