Junges Beratungsunternehmen etabliert sich am Markt

Am Anfang stand der Wunsch nach Veränderung

14.04.2000
Von Gabriele Müller
Was kommt dabei heraus, wenn sich vier junge Führungskräfte einer Firma zusammentun? Ein eigenes Unternehmen. So entstand die Mannheimer Consolut GmbH, die sich auf die Implementierung kaufmännischer Standardsoftware spezialisiert hat.

Am Anfang war es nur eine gewisse Unzufriedenheit "mit innerbetrieblichen Strukturen, die sich nicht so leicht ändern lassen." Irgendwann kam dann die zündende Idee, eine eigene Firma zu gründen. Warum nicht auf eigenen Beinen stehen, fragten sich Franziska Schatz, 37, Silke Spengler, 30, Arnd Schürmann, 35, und Tassilo Chibidziura, 30. Dazu brachten sie bessere Voraussetzungen mit als viele andere Existenzgründer. Alle vier sind Bilanzbuchhalter, zwei der Gründer außerdem Wirtschafts- und Diplominformatiker. "Wir haben uns schon während unserer gemeinsamen Arbeit gut verstanden und ergänzt", sagt Franziska Schatz. "Das war eine der wichtigsten Voraussetzungen."

Aber da das Quartett "einschlägig buchhalterisch vorbelastet" ist, kam nach der ersten Gründungseuphorie zunächst einmal die gründliche Planung und Abwägung der Chancen und Risiken. Dann wurde gerechnet und über die Marktchancen eines potenziellen Unternehmens diskutiert. Eines war laut Schatz klar: "Unser Wissen um kaufmännische Software und unser Beratungs-Know-how ist unser Kapital." Das hatten sich die vier beim bisherigen Arbeitgeber, der Firma Dr. Claus Wellenreuter(DCW) in Mannheim erworben.

"Die DCW-Gruppe zählt zu den deutschen Softwareherstellern für kaufmännische Standardlösungen und betreut vor allem Mittelständler als Kunden", erklärt Silke Spengler. Mit Softwarelösungen für das Rechnungswesen, darunter Finanzbuchhaltung, Anlagenverwaltung, Kostenrechnung und für die Warenwirtschaft mit Einkauf, Bestands- führung und Vertrieb, ist DCW in sechs europäischen Ländern mit eigenen Niederlassungen vertreten. Ihre Softwarepakte sind in neun verschiedenen Sprachen auf dem Markt erhältlich.

Die Gründer waren sich schnell einig, dass sie den Wettbewerb mit ihrem alten Arbeitgeber nicht aufnehmen mochten. Im Gegenteil: Obwohl mit dem Quartett gleich noch eine fünfte Kollegin, Andrea Hemmerich, abwanderte, schloss die neu gegründete Consolut GmbH mit der DCW einen Kooperationsvertrag ab. "Wir konnten klar machen, dass eine Zusammenarbeit mit uns auch Vorteile für unsere alte Firma mit sich bringt", ergänzt Arnd Schürmann. "Schließlich konnte DCW an uns Aufträge auslagern, die sonst mangels Kapazität nicht hätten ausgeführt werden können. Auch SAP ist erst durch viele kleine Partner das geworden, was es heute ist."

Vor dem Start hatte das gründungswillige Quartett allerdings noch einige Hürden zu überwinden. Neben der Rechtsform des Unternehmens musste auch die Frage des notwendigen Startkapitals, der möglichen Fördermittel, des Firmennamens und des Logos, der Büroräume und der Ausstattung geklärt werden. Manches Wochenende arbeiteten die Gründer durch, um am geplanten Starttermin im Dezember 1998 auch wirklich beginnen zu können. Um diesen Zeitplan einhalten zu können, verzichtete das junge Unternehmen sogar auf Fördermittel.

Erfahrung mit Kunden half beim Start

"Zunächst haben wir im Einvernehmen mit DCW dort noch begonnene Projekte zu Ende geführt", so Silke Spengler. Dann kam die Bestandskundenpflege unter eigenem Namen und schließlich auch die Neukundenakquisition hinzu. "Begonnen haben wir im Dezember mit fast 80 Prozent Aufträgen von der Firma DCW", erzählt Tassilo Chibidziura. "Heute sind wir bei rund 20 Prozent DCW-Aufträgen angekommen, einem Wert, bei dem wir uns einpendeln wollen." Den problemlosen Übergang von DCW zu Consolut führt Schatz vor allem auf die langjährige Erfahrung beim Thema Kundenberatung zurück. "Nicht nur das Produkt, also die Software, zählt. Die Beziehung des Firmenberaters zum Kunden beruht bestimmt zu 70 Prozent auch auf der persönlichen Wertschätzung. Zudem war ja klar, dass wir unsere Arbeit in gewohnter Qualität, nur unter eigenem Namen, fortsetzen."

Mit dem früheren Arbeitgeber DCW will Consolut in jedem Fall weiter expandieren und auch Kooperationspartner bleiben. "Der Beratungsmarkt für DCW-Kunden ist derzeit von einem großen Nachfrageüberhang gekennzeichnet. Da die Firma selbst alleiniger Anbieter der Softwarepakete und entsprechender Schulungs- und Trainingsdienstleistungen war, sind wir bis heute der einzige Mitbewerber auf dem Markt", haben die vier analysiert. Aber dabei soll es nicht bleiben. Mit einem zweiten Softwarepakt für die Lohn- und Gehaltsbuchhaltung, "P & I", ist bis zu diesem Frühjahr die Etablierung eines weiteren Geschäftsbereichs geplant.

Am gesamten Serviceangebot der Mannheimer wird sich auch dadurch nichts ändern. "Unsere Dienstleistungen beginnen bei der Einrichtung einer kundenspezifischen Hardware und umfassen die gesamte Installation und Betreuung der Software, die Programmierung eines permanenten Datenaustauschs zwischen DCW-Anwendungen und externen Programmen bis hin zu Schulungen und Workshops für Mitarbeiter", zählt Silke Spengler auf. Dazu kommt die Anwendungsunterstützung in Zusammenhang mit der Systemwartung, der Release-Umstellung und der Reorganisation.

Im ersten Geschäftsjahr wurden bereits rund 1,4 Millionen Mark Umsatz erreicht. Schwierigkeiten gibt es bislang nur in einem ganz andern Bereich: Um weiter zu expandieren, sucht Consolut dringend qualifizierte Mitarbeiter, wie zum Beispiel Projektleiter. Außerdem steht derzeit ein Ausbildungsplatz für Studenten der Berufsakademie mit dem Fach Wirtschaftsinformatik zur Verfügung.