Kolumne

"Alles auf Anfang"

05.12.1997

Übergangslos gleiten die Menschen von der Novemberdepression in die Endzeitstimmung des Dezembers: In diesem Monat gilt es nicht nur zu überlegen, was man den Lieben zu Weihnachten schenkt. IT-Profis, Projektleiter und DV-Manager müssen ihren Bossen auch vermitteln, wofür sie ihre Budgets ausgeben, welche Vorhaben sie 1998 durchziehen oder zumindest in Angriff nehmen wollen. Soweit möglich, versteht sich. Schließlich sind Abstürze und Software-Bugs nicht planbar.

Anders als in etlichen vorangegangenen Dezembern, in denen IT-Verantwortliche zwar über das nächste Jahr nachdachten, aber wenig geändert haben, müssen sie 1998 einiges termingerecht auf die Reihe bringen. Der Euro kommt so sicher wie das Jahr 2000. Liegen auch die Netzinfrastrukturen in der Verantwortung des IT-Managers, darf er sich außerdem noch mit den undurchschaubaren Angeboten der Telekom und ihrer Konkurrenten vertraut machen (siehe Seite 9), und eventuell auf einen anderen TK-Anbieter umsteigen. Und das ist nur das von außen vorgegebene Pflichtprogramm.

Vieles ist - das hat Zukunft trotz gegenteiliger Behauptungen so an sich - wie gesagt gar nicht planbar. Allerdings dürfte die deshalb um so dringender erforderliche Flexibilität 1998 aufgrund fehlender Manpower schwerer zu erreichen sein.

Jenseits aller Unwägbarkeiten kann sich die IT-Gemeinde jedoch auf eines sicher einstellen. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Dinge verändern, nimmt weiter zu. Prozessorgenerationen werden einander noch schneller ablösen als bisher, und damit wird auch die Anzahl neuer Systeme erheblich ansteigen. Das gleiche gilt für die Release-Politik der Software-Anbieter, die ihre geplanten Umsatzzuwächse ebenfalls verstärkt über das Folgegeschäft mit Bestandskunden realisieren müssen.

Dazu kommt, daß von der DV zunehmend ein Beitrag zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit verlangt wird: sei es durch Data-Warehouses, Internet/Intranet-Aktivitäten oder durch neue Front-Office-Projekte wie Vertriebsautomations-Systeme und ähnliches.

Angesichts all dieser Herausforderungen gibt es nur eins: Die November-Melancholie, so schrecklich schön sie ist, kann sich aus Zeitmangel niemand mehr leisten, und eine Dezember-Endzeitstimmung auch nicht. Also - alles auf Anfang.