Kooperation mit Chorus Systèmes soll Entwicklungskosten reduzieren

Alcatel erweitert PBX-Anlagen um Echtzeit-Unix-Betriebssysten

14.06.1991

MÜNCHEN (CW) - Der französische Softwarehersteller Chorus Systèmes und der TK-Multi Alcatel Business Systems werden im Bereich digitaler Nebenstellenanlagen zusammenarbeiten. Wie beide Firmen mitteilten, wird Alcatel künftig "Chorus/Mix", ein auf den Micro-Kernel basierendes Echtzeit-Betriebssystem, in seinen PBX-Systemen einsetzen. Erklärtes Ziel von Alcatel: die Verbesserung der eigene Applikationen unter Einhaltung von Unix-Standards.

Die Verhandlungen zwischen Chorus und Alcatel liefen seit 1989 und führten nun zum Abschluß eines entsprechenden Kooperationsabkommens. Der zunächst mehrere Millionen Dollar umfassende Auftrag an Chorus Systèmes - genaue Zahlen wollten beide Kooperationspartner nicht nennen - sieht die sukzessive Ausstattung von Alcatel-PBX-Nebenstellenanlagen mit der Systemsoftware Chorus/ Mix vor. Hintergrund der Kooperationsentscheidung waren nach Angaben des Pariser TK-Unternehmens Bestrebungen, sich verstärkt auf das eigentliche Kerngeschäft, die Entwicklung und Lieferung eigener Applikationen, zu konzentrieren.

Interessant unter Unix-Aspekten

Georges-Christian Chazot, Präsident von Alcatel Business Systems unterstrich dies mit der Feststellung, daß das eigentliche Geschäftsinteresse von Alcatel darauf ausgerichtet sei, Produkte an den Endkunden zu liefern und nicht Werkzeuge wie Betriebssysteme zu entwikkeln. Für Alcatel biete das Abkommen daher, so Chazot, die Möglichkeit, die eigenen Entwicklungskosten zu senken und trotzdem Technologieführer zu bleiben. Interessant sei die Chorus-Software für die französischen TK-Anbieter vor allem auch unter Unix-Aspekten: Chorus/Mix ist ein fehlertolerantes Echtzeit-Unix-System mit verteilter Architektur, das Modularität des Mikro-Kernel bietet und verfügbar ist. Als einzige aller sich auf dem Markt befinden Lösungen erfüllte die Chorus-Software laut Chazot alle Alcatel Benchmarks.

Das Echtzeit-Kernel erweitert nach Angaben von Chorus die Einsatzmöglichkeiten offener Betriebssystem-Standards- zur Zeit Unix SVR3.2, demnächst SVR4- und unterstützt kooperative Computing-Umgebungen sowie ein eine Vielzahl von Hardware-Architekturen. Dadurch sei die individuelle Anpassung an offene Systeme gewährleistet. Nach Auffassung von Hubert Zimmermann, Chairman und CEO von Chorus Systèmes, bestätige der Vertrag mit Alcatel das wachsende Interesse an der Chorus-Technologie als dem einzig kommerziell verfügbaren Micro-Kernel-Betriebssystem.

Das französische Softwarehaus hat sich auf Entwicklung von Micro-Kernel-Systemen spezialisiert und will Computerherstellern sowie TK-Anbietern und Platinenherstellern Entwicklungswerkzeuge und Betriebssysteme zur Verfügung stellen, die bereits auf die nächste Generation der Open Systems abgestimmt sind. Neben Hardwarelieferanten wie GPT, Intel und Unisys betreut das Unternehmen nach eigenen Angaben auch eine Reihe von Endkunden. Dazu zählen unter anderen die European Space Agency, das französische Verteidigungsministerium und France Telecom.