Gas- und Wasserversorgung mit Pearl gesteuert:

Alarmmeldung in grafischer Form

29.07.1983

BIELEFELD (pi) - Nachdem ein älteres Prozeßrechnersystem nicht mehr den Ansprüchen an eine moderne Steuerung der Gas- und Wasserversorgung im Hinblick auf seine Ausbaukapazität genügte, erweiterten die Stadtwerke Bielefeld vor kurzem ihre Warte um ein Prozeßautomatisierungssystem von Krupp Atlas-Elektronik (2 x EPR 1301 und 1 x EPR 1100), das in Pearl programmiert ist.

Zielsetzung des Projektes, das in 18 Monaten realisiert wurde, war es, ein ausfallsicheres Dialogsystem zu schaffen, das die Betriebszustände der Gasübernahmestationen auf einen Blick erkennen läßt, den Behälterstand der Wasserreservoire grafisch anzeigt und sofortige Alarmmeldungen in grafischer und Listenform für alle Stationen abgibt.

Die Stadtwerke Bielefeld betreiben 35 Gasübernahmestationen sowie 190 Gasreglerstationen (davon 93 Stationen rechnerüberwacht), wobei das Gas von zwei Lieferanten bezogen wird. 21 Wassergewinnungsanlagen mit 28 Speicher- und 22 Pumpanlagen (davon 57 Anlagen rechnerüberwacht) werden für die Wasserversorgung eingesetzt.

Die rund 300 000 Einwohner im Versorgungsgebiet der Stadtwerke verbrauchen ungefähr 340 Millionen Kubikmeter Erdgas und 22 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr.

Die Engpässe vor der Wartenerweiterung lagen vor allem in der Verbrauchsverteilung und der Wartensteuerung, zumal an das alte Rechnersystem 17 weitere Gas- und 18 weitere Wasserstationen aus Kapazitätsgründen nicht mehr angeschlossen werden konnten.

Das neue System gliedert sich in drei Komponenten: den Zentralrechner EPR 1301 (1280 KB) mit drei Prozeßvideosystemen in Form grafischer Farbbildschirme mit Lichtgriffel und drei Schwarzweiß-Bildschirmen (jeweils zwei Arbeitsplätze für die Systemsteuerung sowie für Gas- und Wasserüberwachung), den Erfassungsrechner (896 KB) vom gleichen Typ und den Zählwertrechner EPR 1100 (64 KB).

Der Erfassungsrechner erhält über Fernwirkanlagen die in den Außenstationen erfaßten Meßwerte und Meldungen für Gas, Wasser und Wasserspeicheranlagen und gibt über eine HDLC-Leitung die Daten zur Darstellung an die Peripherie des Zentralrechners weiter. Die dazugehörigen Zählwerte werden vom Zählwertrechner erfaßt und verarbeitet.

In jeder erzeugten Grafik ist der gesamte Informationsumfang einer Außenstation enthalten. Nicht sofort erkannte Alarme werden kontinuierlich wiederholt. Die Bildanwahl erfolgt über eine Tastatur, wobei für die wichtigsten Stationen vorprogrammierte Funktionstasten vorhanden sind. Die Bildanwahl und -anzeige sowie die Meßwerteinblendung erfordern jeweils zwei Sekunden. Insgesamt finden 40 Grafiken Verwendung, von denen jede rund einen Tag Entwicklungszeit benötigte, berichtet der Pearl-Verein e. V. aus Stuttgart.

Die Software wurde aus Gründen der Flexibilität (Ausbau des Systems) und des Programmierkomforts in Pearl (Process and Experiment Automation Realtime Language) geschrieben, wobei Pearl bereits bei der Auswahl des Rechnersystems als wichtiges Entscheidungskriterium galt. Denn eine Weiterentwicklung der bestehenden Programme soll in eigener Regie betrieben werden, wobei in erster Linie an Software für die Bezugsoptimierung gedacht ist.