In Mannheim mangelt es an qualifizierten Dozenten:

Alarm in der Wirtschaftsinformatik

08.08.1986

MANNHEIM (lo) - Zunehmendes Kopfzerbrechen bereitet deutschen Hochschulen die Zukunft von Fächern aus den informationstechnischen Disziplinen. Die Sorgen der Universität Mannheim etwa gleichen den Problemen der Akademieschmieden im Norden und Süden: steigende Studentenzahlen. fehlende Mittel - und vor allem zuwenig qualifizierte Dozenten.

Wegen der "ausgezeichneten Berufsaussichten" stößt der Studiengang Wirtschaftsinforrnatik nach Meinung des Rektors der Mannheimer Universität, Professor Dr. Heinrich Chantraine, auch weiterhin auf großes Interesse bei Studienanfängern. Trotz hoher Bewerberzahlen nimmt die Universität allerdings nur 100 Immatrikulationen auf. Auch dieser interne "Numerus clausus" stellt jedoch den Ausbau des Faches, das 1984 an der Hochschule etabliert wurde, noch nicht sicher. Der Mannheimer Rektor relativierte für seine Domäne jene sonst nahezu standardmäßig genannten Ursachen, die einen gesicherten Studienverlauf in Frage stellten: Hier liege es nicht an der mangelnden Flexibilität der eigenen Verwaltung, der Landesregierung oder primär an zuwenig Mitteln. "Der junge Studiengang hat bislang nicht genügend hochqualifizierten Nachwuchs hervorgebracht, als daß die bundesweit 40 bis 50 vakanten Professuren adäquat besetzt werden können", skizziert Chantraine den neuralgischen Punkt.

Zur Zeit wird das Fach Wirtschaftsinformatik in Mannheim von insgesamt drei Professoren vertreten; zwei weitere Positionen seien bewilligt, aber eben noch nicht besetzt. Von den bewilligten, aber tatsächlich noch nicht besetzten Stellen hängt indes die Höhe der Zulassungszahlen für Erstsemester ab. Prorektor Dr. Ulrich Schlieper sieht deshalb den Studienbetrieb gefährdet, wenn die beiden offenen Professuren bei weiter wachsenden Studentenzahlen unbesetzt bleiben. Doch die Mannheimer wollen zugleich auch den wissenschaftlichen Standard des neuen Studienganges gesichert wissen. Sie legen deshalb Wert auf die Berufung qualifizierter Professoren - die Suche nach ihnen indes blieb bisher erfolglos.