Schulungsanbieter schätzte Markt schlecht ein

AL unterzieht sich einer personellen Schlankheitskur

18.05.1990

DÜSSELDORF (CW) - Die Applied Learning International GmbH (AL) in Düsseldorf wird dem Vernehmen nach voraussichtlich mehr als die Hälfte der Belegschaft entlassen. Die Mitarbeiterzahl des "weltweit führenden Anbieters von medienunterstützten Inhouse-Schulungen für die Aus- und Weiterbildung" soll angeblich von 80 auf 26 Personen reduziert werden.

Man wolle "die Aufgaben zentralisieren", hieß es in der Düsseldorfer Zentrale. Das bedeute, daß in allen Unternehmensbereichen und Niederlassungen ein paar Mitarbeiter eingespart werden sollen. Kenner des Unternehmens meinen, daß die Entlassungen unter anderem damit zusammenhängen, daß das Management 1988 bei der Fusionierung mit der US-amerikanischen National Education Corporation (NEC) en Aus- und Weiterbildungsmarkt zu optimistisch einschätzte. Das Personal wurde damals fast verdoppelt und die Produktpalette erweitert. Man wollte nicht nur moderne Lernmedien aus der IBM-Welt anbieten, sondern auch die DEC- und Siemenskunden bedienen können sowie den Sprung in den allgemeinen Bildungsmarkt schaffen. Die Rechnung ging offenbar nicht auf. Es stellte sich heraus, daß der Markt für die Siemens- und DEC-Produkte nicht groß genug war und einzelne Programme etwa über Vertriebsschulung und Verkaufsförderung schlecht liefen. Heute will man sich nur noch auf die IBM-Welt konzentrieren.

Auch das DDR-Geschäft scheint nicht der große Renner zu werden, obwohl gerade im anderen Teil Deutschlands der Bildungsbedarf sehr groß ist. Zwar gab es bereits vor der "Revolution" gute Kontakte, aber im Moment sieht es so aus, so ein AL-Vertriebsbeauftragter, daß sich IBM überall breit macht. "Reine Schulungsunternehmen haben es schwer, sich in der DDR durchzusetzen", weiß der Noch-Applied-Learning-Angestellte.

Das Unternehmen erzielte 1989 nach eigenen Angaben einen Umsatz von über 18 Millionen Mark. Angeboten werden über 300 deutschsprachige Kurse zu Themen wie Datenverarbeitung und Fertigungsautomatisierung; aber auch kundenspezifische Schulungsprogramme. Die Wissensvermittlung geschieht mit Hilfe von Videos, Bildplattensystemen, Computer-Lernsoftware und seit neuestem auch mit CD-ROM (siehe auch Bericht Seite 55).