Akzeptanzhürden

09.05.1980

Mr. Computer-Statistik ist mit den Halbjahren vorsichtiger geworden: Die jüngste Diebold-Analyse des bundesdeutschen DV-Marktes (vgl. Seite 2) verkneift sich jegliche Bestandswachstums-Prognosen mit Prozentangaben, sondern spricht nurmehr davon, daß die Grundstruktur der (Wachstums-)Dynamik erhalten bleibe.

Wachstumsmärkte sind demnach Bürocomputer, Minis und Terminals, während "Standardcomputer" (Diebold-Terminus) im Gesamtmarkt an Gewicht verlieren. Diebold-Stichelei in Richtung Marktführer: "Angesichts des starken Gewichts von IBM in diesem Markt kann man im zweiten Halbjahr per Saldo von einer rückläufigen Tendenz ausgehen."

Angespielt wird auf die Ankündigungs- und Lieferpolitik der IBM (4300), der die "heftigen Schwankungen" der Auftragslage in den vergangenen Monaten zuzuschreiben seien.

Daß der Markt für mittelgroße Universalrechner und Jumbos weitgehend saturiert ist, kann Marktbeobachter nicht überraschen. Dies ist längst kein Feld mehr für falsche Prognosen, wie es sie zu Zeiten des "Distributed Processing-Krieges" gegeben haben soll.

Unsicherheit herrscht indessen in Herstellerkreisen darüber, wie sich die Märkte für Kleinrechner und Terminals entwickeln werden. Und diesbezüglich lieferten die Diebold-Analysen stets Stoff für - meist süße - Vertriebsträume. Die Erwartung strammer Nachfrage ließ sich wahrlich aushalten. Ein Absatzlimit war nicht in Sicht.

Doch jetzt sieht Diebold auf einmal "Akzeptanzbarrieren" bei den Benutzern und warnt vor allzu großem Optimismus, weil "Fahrlehrer", sprich Ausbilder fehlen, die das Akzeptanzproblem als Geburtshelfer lösen könnten. Die Konjunktur laufe im Erstanwendermarkt gleichsam noch mit "gebremstem Schaum" ab, konstatiert Diebold. Ob die Hersteller diese Aussage für "Schaumschlägerei" halten?