Der Übernahmekampf ist noch nicht entschieden

Aktionärspflege von NCR setzt AT&T weiter unter Druck

01.03.1991

MÜNCHEN (bk) - Auf die sanfte Tour bemüht sich die NCR Corp.- momentan um ihre Aktionäre, um der Übernahme durch AT&T zu entgehen. Ein neues Aktienprogramm für US-Mitarbeiter und eine außerordentliche Dividendenzahlung sollen die Stimmung verbessern und die Pläne von AT&T durchkreuzen.

Zum einen entschloß sich das NCR-Management zu einem Mitarbeiteraktionärsprogramm, nach dem an die acht Prozent interessierten NCR-Mitarbeitern angeboten werden sollen. Dieses Programm, so erläutert NCR-Sprecher Lutz Leinert von der GmbH in Augsburg, sei eine Maßnahme zur Alterssicherung für die amerikanischen Angestellten. Von diesem Angebot erhoffe sich die NCR-Führung in Dayton eine für den Computerhersteller positive Einstellung der stimmberechtigten Mitarbeiter, wenn es auf der außerordentlichen Hauptversammlung, die zusammen mit der regulären Jahreshauptversammlung nun für den 28. März anberaumt wurde, um die Zukunft des Unternehmens, sprich: die Neuwahlen des Board of Directors geht.

Zum anderen zahlte das Unternehmen seinen Anlegern jetzt eine außerordentliche Dividende von einem Dollar pro Aktie aus.

Sah es in den vergangenen Wochen so aus, als sei es nur noch eine Frage der Zeit, wann AT&T den umworbenen Computerhersteller würde schlucken können, so weht des New Yorkern momentan ein heftiger Gegenwind ins Gesicht. Der Aktienkurs von NCR legte weiter zu und bewegt sich zur Zeit zwischen 65 und 70 Dollar pro Aktie. Damit wiederum, so glauben Marktinsider, ist die Differenz zwischen dem realen Aktienwert und der unveränderten AT&T-Offerte von 90 Dollar pro Aktie zu gering, als daß man die NCR-Anleger längerfristig bei der Stange halten könnte. In der Tat haben bereits vier Prozent der Aktionäre ihre Zustimmung wieder zurückgezogen, an AT&T zu verkaufen. Damit sind derzeit nur noch 66 Prozent aller NCR-Aktionäre auf der Seite der New Yorker.

Nach Ansicht von US-Analysten gerät der Telefonriese zunehmend unter Druck, seine Tenderofferte, die er unlängst bis zum 30. April verlängerte, aufzustocken. Springen weitere Aktionäre ab, sinken die Chancen für AT&T, das Board von NCR am 28. März stürzen zu können. Dazu ist die Zustimmung von 80 Prozent der NCR-Anleger nötig.