Aktienkurse der Hersteller rutschen

Aktienkurse der Hersteller rutschen Compaq warnt vor schwächelnden PC-Markt und sorgt für Unmut

05.03.1999
MÜNCHEN (CW) - Compaq hustet, und der PC-Markt hat Grippe. Ganz so weit ist es zwar noch nicht. Die Warnung des texanischen PC-Primus allerdings, er werde die Erwartungen der Analysten im ersten Quartal 1999 bezüglich der PC-Absatzzahlen enttäuschen, ließ nicht nur Compaqs eigenen Aktienkurs abstürzen. Auch die Werte anderer PC-Größen bröckelten.

Prompt kamen erste Stimmen auf, die sagten, die PC-Industrie müsse von ihren gewohnten Wachstumsraten langsam Abschied nehmen. Inwieweit solche Prognosen ungerechtfertigte Überreaktionen darstellen, wird sich allerdings erst noch zeigen. Compaqs Einschätzung des PC-Marktes resultierte lediglich aus einer Nebenbemerkung während eines internen Gesprächs mit einigen wenigen Finanzanalysten. In der Folge kam deshalb bei vielen Wallstreet-Experten, die dem Gespräch nicht beigewohnt und bis dahin eine Marktschwäche auch noch nicht ausgemacht hatten, Unmut über die Informationspolitik der Texaner auf.

Nichts deutet auf eine kritische Lage hin

Die Marktforscher von PC Data können die These von der schwindenden Nachfrage im PC-Segment im übrigen nicht nachvollziehen. Ihren Ergebnissen zufolge wuchs der Stückzahlenabsatz in US-Läden im Januar um 22 Prozent. "Nichts", so Senior-Analyst Steve Baker, "deutet auf eine ungewöhnlich kritische Lage hin."

Die Marktforscher von Dataquest, der Tochter der Gartner Group, erwarten für 1999 ein Wachstum bei den PC-Stückzahlen von 14 Prozent. Dies wäre gegenüber 1998, als die Verkäufe um 15,5 Prozent anstiegen, ein geringer Rückgang. Dataquest-Analysten gehen davon aus, daß sich die Abschwächung am Markt vor allem in der zweiten Hälfte dieses Jahres einstellen wird. Dann würden Investitionsumschichtungen unter anderem wegen des Jahr-2000- Problems ihre Wirkung zeigen.

Compaqs Senior Vice-President für das Unternehmens-Marketing, Enrico Pesatori, sagte, im Januar 1999 seien die PC-Verkäufe niedriger ausgefallen als erwartet. Dieser Trend habe sich in der ersten Februarwoche fortgesetzt. Pesatori führte dies auf einen generell lahmenden PC-Markt zurück und wollte nicht glauben, daß Compaq Marktanteile an die Konkurrenz verloren habe.

In seiner Meinung bestärkt wird Pesatori durch Erkenntnisse des PC-Direktvertreibers Gateway, der ebenfalls eine Marktabschwächung feststellte. Auch Hewlett-Packard mußte jüngst PC-Verkaufszahlen bekanntgeben, die unter den Erwartungen des kalifornischen Unternehmens liegen.

IDC-Analyst Roger Kay sieht bereits die Zeichen an der Wand. Er interpretiert die Verkaufsschwäche als Beleg dafür, daß im Consumer-Segment der Umsatz-Zenit so gut wie erreicht ist. Auch bei Kunden aus dem kommerziellen Umfeld sei zumindest in den kommenden Jahren der Scheitelpunkt guter Umsatz- und Gewinnergebnisse erklommen. Wegen des extremen Preisverfalls bei Consumer-PCs könnten die Rechnerhersteller die schönsten Tage in diesem Geschäftsbereich sogar bereits hinter sich gelassen haben.

Compaqs Aktienkurs fiel nach der Warnung ob enttäuschen- der PC- Verkaufszahlen vergangenen Freitag gleich um 15, Gateways Anteilsscheine sanken um neun Prozent. Die Wertpapiere von Prozessorprimus Intel, der nach wie vor die weit überwiegende Zahl aller PCs mit Rechengehirnen bestückt, verloren ebenfalls um sechs Prozent.